Willvonseder: Ur- und frühgeschichtliche Kunst im Bezirk Braunau Nußarmringe entsprungen, wie solche aus Braunau, Östernberg und Frauenstein bekannt sind (Abb. 25). Der Haken an der Gürtelkette von Östernberg ist ein gutes Beispiel, wie die im wesentlichen von Pflanzenmotiven bestimmte orna¬ mentale keltische Kunst die von griechisch-italischen und anderen Vorbildern über¬ nommenen Tiergestalten in durchaus selbständiger, kraft- und phantasievoller Weise umzubilden verstand. Diese Neuschöpfungen zeichnen sich dadurch aus, daß der Tierkörper mit dem Träger organisch verschmilzt, also nicht bloße Zutat ist, sondern aus diesem heraus empfunden wird. Römische Kaiserzeit Durch die Römer, die am Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. das Alpen¬ vorland in Besitz nahmen, fand die griechisch-römische Mittelmeerkultur im Ost¬ alpengebiet und im Donauraum Eingang. Von den nicht wenigen im Bezirk Braunau entdeckten römischen Ansiedlungen und Grab¬ stätten seien hier nur die wichtigsten angeführt. Reste von Bauwerken, die aus Ziegel- oder Bruchsteinmauer¬ werk unter Verwendung von Mörtel errichtet sind, kamen in Aufhausen, Braunau, am Schloßberg in Blankenbach bei Ranshofen, in Gilgenberg, Lochen, Wildshut, Bogen¬ hofen (Gem. St. Peter), St. Laurenz und Überackern, Gräber im Urfangerholz bei Neukirchen a. d. Enknach, Abb. 4. Scheibenfibel aus in Rothenbuch bei Ranshofen und am Steinbichl bei der Völkerwanderungszeit Bogenhofen zutage. Der Gutshof von Überackern wies aus Teichstätt. Nat. Gr. eine Heizanlage auf. Die Zahl der römischen Funde von (Heimathaus Braunau) höherem künstlerischen Wert ist gering. Beim Abbruch 23 wurden mehrere der alten St. Georgskapelle in Mattighofen im Jahre Steindenkmäler aufgedeckt, die aber bis auf ein jetzt in einem Seitengang des Schlosses Mattighofen aufgestelltes Bruchstück eines Grabsteines aus Untersberger Marmor verloren gegangen sind (Österr. Kunsttopographie, Bd. 30, 1947, S. 238 und Abb. 454). Erhalten ist der linke, an den beiden Außenseiten mit Figuren geschmückte Eckstein des Grabdenkmales. In einem der beiden, durch eine architektonische Einfassung begrenzten Felder, die oben ein dreieckiger Giebel abschließt, ist ein trauender Genius mit gesenkter Fackel wiedergegeben, im anderen eine mit einem kurzen Gewand bekleidete Gestalt, die anscheinend einen Schreiber mit einer Schriftrolle am linken Arm darstellt. In der Filialkirche in Schalchen ist das Bruchstück eines römischen Grabaltares aus Marmor, das zu einem Weih¬ wasserbecken umgearbeitet wurde, verkehrt eingemauert. Zu beiden Seiten der Inschrift sind Reste menschlicher Figuren zu sehen. Gute und kennzeichnende Proben provinzialrömischen Kunsthandwerks sind eine versilberte Armbrustfibel aus Bronze aus den kaiserzeitlichen Gräbern im Urfangerholz bei Neukirchen an der Enknach und eine bronzene Radfibel mit blauer Glasflußeinlage von Überackern (Abb. 27). Verzierte Gefäße aus roter Siegelerde (terra sigillata) aus süd¬ gallischen, rheinischen und anderen Werkstätten wurden an mehreren Orten gefunden.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2