OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Kälte starben, viele ihre Glieder und bei 20 m 5) die Virilia verfriehrten, mehrere beim Feuer, dem sie begierig zueilten, ihre Hände und Füße verbrandten, und zu letzt viele, die sich durch gearbeitet hatten, um nicht vom Hunger auf gerieben zu werden, die gebratene Glieder ihrer verstorbenen Mitsoldaten fraßen, ja so gahr ihre eigene geröstet Gliedmassen als Leckerbischen verzährten. Noch nicht genug, die Rus. Generale Wiggenstein 6) von der Rechten und Tsidzakow7) von der Linken Seite haben sich vereint und der großen Armee den Weg versperrt, diese mußte also sich durchschlagen, und dies war um so gefährlicher, da der Fluß Beretschina 8), seiner Brücke entblößt, noch nicht hinlänglich gefrohren war, die große Armee mit ihren requisiten zu tragen. Mit Beihilfe der Kanonen gelang endlich den Franzosen über selbe eine Brücke zu schlagen, worauf der Gr. Kayser mit 5 bis 600 Mann Garde übersetzen konnte u. er also kaum der Gefahr entkamm gefangen zu werden. Auf diesem Platze wurden dan 1000te noch getödtet, viele ertranken, viele stritten so lange, bis Napoleon sich außer Gefahr befand, und sich dann erst ergeben, wo sie nicht mehr anders konnten, um ihr Leben zu retten. Auf diese Affaire hin übergab der Kayser das Comando dem König von Neap. und eilte nach Hause. Die große franz. Armee von 350 m Mann, hatte nur noch 20 bis 30/m Mann und ist wahrhaft ein Skelet der so siegreichen großen Na Ar, die sich allenthalben zurückziehen muß. Dies sind die Hauptzüge des Unglückes der Kombinirten. Man sagt das alle gefangenen Franz. und Pohl. nach Sibirien, die Deutschen nach andern bessern Gegenden seyn transloriert worden. Man be¬ dauert hauptsächlich die so schöne polnische Armee von beinahe 90jm Mann, meistens aus der pohl. Jugend bestehend von großem Adel und Reichthum, die fast gänzlich aufgerieben ist. Nach der Hand haben die Pohlen freylich wieder Aushebungen gemacht, Pferde requirirt, und selbst Kosacken gebildet, aber itzt weiß man nicht, wo sie sind, wenigstens werden die Russen nirgends aufgehalten, und können in kurzer Zeit Meister von der Weichsel, und vielleicht auch Oder seyn. Man sagt, daß es in unserm Vaterlande ... *), auch in Italien soll es nicht ruhig seyn. Ich will nun gerne sehen, was noch geschieht und ob ich auf meinem Platz werde ruhig seyn. Remus 10) ist 40 Meil beiläufig von hier, wenn es möglich ist, werde Hochselben im Sommer oder Frühjahr besuchen. Nach Empfehlungen an die Mitbrüder zeichnet der Schreiber, wie schon er¬ wähnt nur mit P. B. In einer kurzen Anmerkung weist er noch auf die Ver¬ schwörung des Generals Malet hin. Walter Luger (Lambach) 5) 20 mille (20.000). *) Wittgenstein, russischer General, der nach dem am 28. April erfolgten Tod des russischen Generals Kutusow den Oberbefehl über die russische Hauptarmee übernommen hatte. *) Tschitschakow, russischer Admiral. War wegen seiner Fehler an der Beresina in Ungnade gefallen und lebte dann im Ausland. 8) Der Übergang über die Beresina erfolgte vom 26. bis 28. November 1812. *) Das folgende Wort ist leider ganz unleserlich. 10) Reverendissimus. 175

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