OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Diese enthalten zu jeder Zeit das Gleiche: Berichte über Strapazen und Ent¬ behrungen der Soldaten, Nachrichten über Siege, über fremde Länder und Menschen, Berichte über Niederlagen, Rückzüge und deren Auswirkungen. Das Lambacher Klosterarchiv besitzt eine Reihe bemerkenswerter Briefe über den napoleonischen Rückzug von Rußland und über die weiteren Ereignisse; einer von ihnen sei hier wiedergegeben. Er umfaßt vier Seiten, von denen jede ein Format von 19 X 24 cm besitzt. Datiert ist er vom 15. Februar 1813. Leider ist der Absender des Briefes nicht bekannt, da er sich nur mit P. B. unterschreibt. Es muß sich aber um einen Mönch handeln, der mit den Lambacher Patres in Verbindung gestanden ist, da er den Brief mit der Anrede „Hochwürdiger Herr Professor, Schätzbarster Mitbruder“ beginnt. Er selbst aber dürfte nicht dem Lambacher Konvent angehört haben. Der Brief, der den Rückzug Napoleons aus Rußland schildert, setzt nach einleitenden persönlichen Sätzen folgendermaßen fort: „Wirklich sind wir von dem Kriegs Schauplatz nicht weit entfernt, ich verstehe den, wo Fürst Schwarzenberg und die noch übrigen Pohlen gegen den Feind agiren. Am fünften dies sind die N. in Warschau unter dem Jubel des Volks mit Illumination eingezogen, wie sich doch die Pohlen so vortrefflich in alle Sätel schicken können? auch ist die Festung Zamosö von ihnen berennt. Alexander hat an seine pohlnische Unter¬ thanen eine Amnestie erlassen, und behandelt die eroberte sehr gelinde, nur wenig wird requirirt, und das meiste bezahlt. Auf der anderen Seite gegen das baltische Meer, geht es immer voran, schon sind alle Städte bis an die Weichsel in der Gewalt der N. Danzig ist eben falls berennt, und so umzingelt, daß es den Strom des Feindes nicht aufhalten kann, dies mag eben auch die Ursache seyn, warum sich der König von Pr. nach Breßlau begeben, wo er auf einige Wochen mehr gesichert ist, man sagt er habe von unserem Hofe die Erlaubniß erhalten, nach Prag im Falle der Noth ziehen zu können. Der Übergang des General York zu den R. war für die Fr. ein großer Schlag, dadurch wurde Magdonald sehr geschwecht, und mußte sich Hals über Kopf allenthalben zurück ziehen. Das öster. Hilfs Corps wurde immer von den N. so viel als möglich gut behandelt, manchesmal selbst mit Proviant versehen, wenn ihnen die Pohlen nichts gaben, oder von denselben dessen beraubt wurden. Man sagt, daß sie in Fr. Sold stünden, aber seit letzten Aug. nichts mehr erhielten. Kein Wunder also, wenn sich unter ihnen Mißvergnügen zeigt, und jeder sucht davon zu kommen, besonders weil sie sehen, daß sie der ungeheuren Menge der Kosaken nicht widerstehen können, und welchen die Weichsel allenthalben vermög des starken Eises alln sicheren Übergang gewährt *). Es kann nicht mehr lange anstehen, daß sie nicht ganz Westgalizien besetzen, besonders will man bemerken, daß sie auf Viliska 2) Miene *) Als Anmerkung steht dazu noch folgendes: „Dieses Corps ist wirklich übel daran, Napoleon sollte es saleriren, und es geschieht nicht. Krakau soll voll von ihrer Bagage seyn. Um aus dem Gedränge zu kommen, soll Schwarzenberg mit den Rus. ein Waffenstillstand ein¬ gegangen haben." 2) Wieliczka, 14 Kilometer südöstlich von Krakau, mit reichen Steinsalzvorkommen. 173

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