OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde tiefer Hohlweg, der vermutlich den ursprünglichen Trassenverlauf vorstellt. Nach Er¬ reichung der Talsohle findet er in einem in gerader Richtung nach Ufer laufenden Fahrweg seine Fortsetzung und bekräftigt diesen Punkt als antiken Flußübergang.1) Über das Totenhölzl, dessen Geheimnisse noch der Lösung harren, berichtet auch das Oberösterreichische Sagenbuch. Hier soll einst eine Kirche gestanden sein; zwei Säulen der ehemaligen Kirche befinden sich im Bauernhof „Radler“ in der Ortschaft Traun (Gemeinde Wimsbach). Die beiden Säulen, die im genannten Gehöft als Tragsäulen eingebaut sind, haben eine Höhe von 1.88 m samt Fuß und Kapitäl. Sie sind kaum als römische Säulen anzusprechen, dürften aber wohl einer frühen, vermutlich der romanischen Zeit angehören. Herbert Jandaurek (Linz) Ein wikingischer Reitersporn aus Enns Während die Gegend von Enns bereits eine ansehnliche Menge vorgeschicht¬ licher und römischer Funde geliefert hat, sind spätere Funde noch sehr selten. Daher behandle ich hier kurz einen frühmittelalterlichen Gegenstand. Er ist zwar in der Literatur schon einmal erwähnt, jedoch ohne Abbildung und in einer in Österreich kaum bekannten Zeitschrift; in „Sachsens Vorzeit“ 4 (1940) hat Frau Dr. Helene Ritter einen Beitrag unter dem Titel „Der Wikingersporn von Staucha, Kreis Meißen“ veröffentlicht, zu dem ich sie auf den hier zu besprechenden Sporn ver¬ wiesen habe. Ich hatte das Stück Jahre vorher im Staatlichen Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin gesehen (Inv. No IV f 683) und mir damals ein Lichtbild verschafft, weil mir der Sporn durch Zeitstellung und Fundgegend auffiel. Zu letzterer muß allerdings vorweg bemerkt werden, daß sie nur auf der Angabe „aus Enns“ des Altertumshändlers Hernfeld in Wien beruht, von dem das Berliner Museum den Sporn (und einen prähistorischen Armreif) im Jahre 1901 erworben hat. Bekanntlich sind Fundortsangaben durch Altertumshändler nicht immer zu¬ verlässig, es muß daher mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß der Sporn, zu dem auch Überlieferung der Fundumstände fehlt, anderswo gefunden worden ist. Immerhin bleibt er als Vertreter einer handelsgeschichtlich interessanten Alter¬ tümergruppe auch dann noch bemerkenswert. Es sind das Reitersporen frühmittelalterlicher Zeit und wikingischer Zuge¬ hörigkeit, bzw. auf Einfluß seitens der Wikingkultur zurückgehender Entstehung, die weite Verbreitung über das skandinavische Ursprungsgebiet des Typus hinaus erhalten haben; Frau Dr. Ritter hat in ihrem erwähnten Aufsatz eine Reihe ein¬ schlägiger Funde zusammengestellt und vier Sporen abgebildet. Allen Sporen des Typus ist, von einzelnen Abweichungen in der Form ab¬ gesehen, gemeinsam, daß auf einem in verbreiterte Nietplatten endenden ge¬ *) Vgl. H. Jandaurek, Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck, Oberösterreichische Heimatblätter Ig 3 (Linz 1949) S. 7. 169

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