OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter muß für den ländlichen Kirchenbau unseres Gebietes in der Zeit zwischen 1000 — 1250 wohl vielfach auch noch das Nachleben und die Weiterpflege vorromanischer Baugestalten vermutet werden. Es wird gleich notwendig sein, bei der Sammlung der für unsere Denkmäler verbindlichen Typen darauf zurückzukommen. Vorerst wollen wir aber zum Holzbau zurückkehren. Von den drei haupt¬ sächlichsten Werkarten, die das Holz zum Bauen verarbeiten, dem Stabbau, Fach¬ werkbau und Blockbau, wird aus mehreren Gründen nur der letztere für unsere Gebiete in Betracht kommen. Einmal gibt uns schon der noch heute übliche bäuerliche Haus- und Scheunenbau den entsprechenden Hinweis und dann vor allem der einstige Holzreichtum unseres Landes, denn der Blockverband ist die am meisten materialverschwendende Technik des Holzbaues, die man sich wohl nur deshalb gestatten durfte, weil, worauf die Ortsnamenforschung besonders hinzu¬ weisen vermag, gerade im 10. und 11. Jahrhundert die Rodungstätigkeit bei uns ganz besonders verstärkt worden war *). Der Blockverband baut mit liegenden Baumwalzen, was, da Stämme gleicher Holzsorte, wenn sie, wie erforderlich gleich dick sind, auch die gleiche Länge des verarbeitungsfähigen Teiles aufweisen, zur Bildung quadratischer Raumzellen führen muß. Reicht ein einziges Block¬ quadrat für den erstrebten Zweck nicht aus, dann kann dieses vorerst in einer Richtung beliebig vervielfacht werden. Wie wir uns derartige Bauten als Kirchen vorstellen müssen, kann wohl das, allerdings kaum vor 1658 entstandene, 1744 erneuerte, jedoch in altvertrauter Werkart errichtete Kolomanskirchlein auf dem gleichnamigen Berge westlich von Mondsee bezeugen; es steht an einer schon 1462 für den Kult des Heiligen verbürgten Stelle und wurde seit seiner Erwähnung bei Pillwein (1830) 7) bis 1941 8) vom kunstwissenschaftlichen Schrift¬ tum nicht beachtet. Bei diesem, meines Wissens einzigen alten Holzkirchlein Ober¬ österreichs handelt es sich nun um jene typische Quadratreihung (Länge: 16.05 Meter, Breite: 8.02 Meter), die aus starken, liegenden Bohlen gezimmert, außen mit Brettschindeln verschalt und innen getüncht ist. Die Fenster des flach gedeckten Raumes sind aus den Blockwänden einfach herausgeschnitten, die Tür in der westlichen, von einem schlichten Dachtürmchen überragten Schmalwand durch einen aufgebogenen Oberbalken ausgezeichnet. Aber die verfügbare Stammlänge konnte auch nach beiden Richtungen überschritten werden, was dann freilich im Innenraum zur Schwierigkeit der Deckenbildung führte, die auf einer gesonderten Stütze, oder, bei größerer Längserstreckung, auf einer Stützenreihe aufruhte. So kam nun zur Baugestalt des quadratischen Raumes oder dessen Verlängerung in einer Richtung noch die Lösung des quadratischen Einstützenraumes oder des längsgestreckten zweischiffigen Langhauses. Außer diesen Typen dürfen wir in Holz vielleicht noch weitere Baugestalten voraussetzen. Es wäre denkbar, durch *) K. Schiffmann, Das Land ob der Enns (München 1922) S. 92 ff. *) B. Pillwein, Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns (Linz 1830) Bd 3 S. 313. 8) Dehio-Ginhart, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark (Wien 1941) Bd 2 S. 83. 100

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