OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Salzburger Grenze Von allen oberösterreichischen Grenzen kümmert sich die Salzburger Grenze am wenigsten um naturgegebene Linien, sondern springt, dauernd die Richtung ändernd, von einer Linie auf die andere. Bezeichnend ist für sie auch, daß sie von den Moränenhügeln des oberen Innviertels bis in die Gletscherregion des Dach¬ stein reicht und daher die größte Mannigfaltigkeit aufweist. Im Alpenvorland bevorzugt diese Grenze stellenweise Bachgrenzen (Moosach, Vöckla), Kammgrenzen (Tannberg, 784 m) und die für sie kennzeichnenden Seen¬ grenzen (Grabenseeufer, Mattseeufer). Im alpinen Teil herrschen dann Kamm¬ grenzen und wieder Seengrenzen vor (Mondseeufer, Atterseeufer, Wolfgangsee¬ mitte), doch fehlen auch Bachgrenzen nicht (Seeache, Ischl). Die Wasserscheide zwischen Traun und Salzach wird nur am Kolomansberg (1111 m) und vom süd¬ lichen Teil der Gamsfeldgruppe an (ab Wilder Jäger, 1840 m) benützt. Besonders bezeichnend für ihren sprunghaften Verlauf ist die „Burgauerklave“ zwischen Atter- und Wolfgangsee, wo um den Grenzverlauf jahrhundertelang zwischen dem Erzstift Salzburg und Österreich gestritten wurde: bis zur Mündung des Weißen¬ bachs in den Attersee folgt hier die Grenze dem Südufer des Sees, erklimmt dann den Kamm des Sechserkogels (862 m), geht in den Graben des Kindingeralpbaches und steigt nach einer Wendung um 180° auf den nach W streichenden Kamm des Breitenberges (1412 m). Schließlich stürzt sie sich in den oberen Teil des Burgau¬ grabens, biegt dann südlich der Ackeralm nach S und überquert den Schafberg¬ kamm beim Teufelsabbiß, einer ausgeprägten Scharte. Weiter der S-Richtung folgend senkt sich die Grenzlinie nun in den Graben des Dittelbaches und folgt diesem bis zur Mündung in den Wolfgangsee. Dieser Verlauf möge als Beispiel für die Art gelten, wie bei der Salzburger Grenze in wechselvoller Weise die von der alpinen Natur gegebenen Märkungsmöglichkeiten von einem Grenz¬ verlauf ausgenützt werden, der in diesem Abschnitt nichts anderes ist als eine durch Vergleich erstarrte Kampffront zwischen den salzburgischen und oberösterrei¬ chischen Ansprüchen. Aber auch bei einer ruhigeren geschichtlichen Entwicklung hätte der Grenzverlauf wechselvoll sein müssen, weil er sich in seiner SO-Rich¬ tung den westöstlich verlaufenden Tal- und Kammlinien entgegenstellen mußte. Es ist nun die Frage, wie sich diese verwickelten natürlichen und geschichtlichen Gegebenheiten auf den Hindernischarakter auswirken. Im Bereich des Oberinnviertels und der ebenfalls sehr eigenartig verlaufenden Straßwalchner Exklave handelt es sich um eine Durchgangsgrenze mit wechselnder Hinderniskraft. Sie ist im Bereich der Moränen des Salzachgletschers noch am geringsten, obwohl außer diesen auch noch das Obmer Moos die Trennungswirkung verstärkt. Im Abschnitt zwischen Vöckla und Oberhofen erreicht dann die Trennkraft größere Werte. Vom Kamm des Kolomansberges, der noch der Flyschzone angehört, kann man schon von einer Lückengrenze sprechen, die nur beim Überqueren des Tals der Grießler Ache und im Ischltal breitere Durchbrüche aufweist. Eine weitere Lücke für den Verkehr bietet der Scharflinger Sattel (608 m), den Straße und 144

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