OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Unter Berücksichtigung all dieser Erwägungen ergibt sich nun folgende Be¬ urteilung des Verkehrswertes der einzelnen Grenzen: a) Verkehrswege: Verkehrswegdichte (VWD): Anzahl der Bahnen, Schiffahrtslinien, Straßen und Fahrwege bezogen auf 100 Grenzkilometer. Dabei kann man zur Erläuterung auch die Dichte der Lokal- und der Durchgangsverbindungen berechnen. b) Verkehrsmittel: Verkehrshäufigkeit (VH): Anzahl der täglich (= mindestens sechs¬ mal wöchentlich) verkehrenden Reisezüge-, Autobus- und Schiffspaare, wobei auch hier Lokal- und Durchgangsverbindungen unterschieden werden. Die Zahlen beziehen sich dabei auf den Beginn des Sommerfahrplanes 1950 (14. Mai 1950). Verkehrswert (VW): Dieser ist das Produkt aus Verkehrswegdichte (VWD) und Verkehrshäufig¬ keit (VH). Für die einzelnen Teilgrenzen ergibt sich dabei folgende Bewertung: Verkehrswert unter 40% des Durchschnittswertes der Gesamtgrenze: sehr gering 40 — 80% „ gering 80 — 120% „ durchschnittlich 120 — 160% „ groß über 160% „ sehr groß 3. Die geographische Betrachtungsweise kann schließlich noch für ein drittes Gebiet unbeschränkt angewendet werden, für die Märkung der Grenz¬ linie. Diese wurde einstmals so überschätzt, daß man nach ihr beurteilte, ob man eine Grenze als „natürlich“ bezeichnen könne oder nicht. Schon N. Sieger hat in allen seinen grenzgeographischen Arbeiten darauf hingewiesen, daß man hier nur von „naturentlehnten“ Grenzlinien sprechen könne, nicht von „naturgemäßen“. In diesem Sinne kann man sich mit der allerdings nicht sehr wesentlichen Frage be¬ fassen, ob eine Grenzlinie sich an naturgegebene Linien anschließt, durch sie gleich¬ sam „gemärkt“ wird. Der Hindernischarakter wird dadurch oft nur unwesentlich verstärkt, abgesehen von verkehrshemmenden Hochgebirgskämmen und Strömen. Bei der Einteilung der Grenzen nach der Art ihrer Märkung ist also durch¬ aus ein anderer Gesichtspunkt maßgeblich als bei der Gliederung nach ihrem Hindernischarakter. Wichtig ist auch, daß hier die Grenzlinie, nicht wie beim Hindernischarakter und bei den Landschaftsunterschieden der Grenzsaum be¬ achtet wird, was besonders Maull eindeutig betont hat. Die verbreitetsten Märkungsarten einer Grenze sind: a) morphologischer Natur: Kammlinien, wobei man auch die an Kämme gebundenen wichtigsten Wasserscheiden eigens hervorheben kann, wie dies auf beiliegender Karte geschah. Man wird hier zweckmäßigerweise von Kammgrenzen sprechen. Hierher gehören ferner Graben- und 140

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