OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Maurer: Zur Wertung der oberösterreichischen Grenzen dige Strecken nur in einem kleinen Umkreis beiderseits der Grenze bestehen, die Durchgangsverbindungen hingegen wenigstens auf einer Seite Grenze als selbständige Strecken weiter in das betreffende Land hineinführen. Ich nehme als grenznahen Bereich, über den die Lokalverbindungen nicht hinausgehen, 25 km Straßenentfernung von der Grenze an. Diese Unterscheidung gilt aber nicht nur für Straßen, sondern auch für Bahnen und hilft gleichzeitig eine andere Schwierigkeit überwinden, nämlich die Frage, wie oft man einen Straßenzug oder eine Bahn zählen soll, die mehrmals die Grenze überschreitet wie etwa die Salz kammergutlokalbahn. Hier richte ich mich nach folgendem Grundsatz: So oft eine Straße oder Bahnlinie, die mehrmals die Grenze überschreitet, im Nachbarland wenigstens 2 km zurücklegt und mindestens eine geschlossene Ortschaft berührt oder eine Haltestelle besitzt, so oft wird sie als Lokalverbindung gezählt, als Durch¬ gangsverbindung hingegen, wenn sie mindestens 25 km landeinwärts führt. Läuft der Verkehrsweg aber unmittelbar die Grenze entlang, wird er nicht gezählt. Die Unterscheidung in Lokal- und Durchgangsverbindungen läßt es auch zu, erhaltene Fahrwege, soweit sie als solche in den Spezialkarten aufscheinen, bei der Zählung zu berücksichtigen, da sie eindeutig dem Lokalverkehr dienen und für diesen oft gar keine so untergeordnete Rolle spielen. Bei der Zählung der Verkehrsmittel wird derselbe Grundsatz ange wendet. Allerdings eignen sich für die Zählung nur die öffentlichen Ver¬ kehrsmittel, die dem Reiseverkehr dienen und in den Fahrplänen verzeichnet sind. Es kann ja kein Zweifel darüber bestehen, daß die personenführenden Züge, Auto¬ busse und Schiffe, die täglich innerhalb einer Fahrplanperiode verkehren und dabei einmal oder mehrmals die Grenze überschreiten, einen brauchbaren Maßstab für die Stärke des Grenzverkehrs bieten. Den Güterverkehr auf Schiene und Straße sowie den privaten Motorverkehr miteinzubeziehen, wäre sehr wünschenswert, doch bieten die wenigen vorhandenen Zählungen kein eindeutiges und vollständiges Bild, das dem öffentlichen Reiseverkehr zur Seite gestellt werden könnte. Auch be der Bahn wickelt sich ja der Güterverkehr nur zum Teil in fahrplanmäßigen Zügen ab, deren Länge zudem weit größeren Schwankungen unterworfen ist als die der Reisezüge. Auch käme es beim Güterverkehr mehr auf die beförderte Menge, bzw. den Wert der Güter an als auf die Zahl der durchschnittlich im Tag die Grenze überschreitenden Verkehrsmittel. Angaben hierüber ließen sich aber nur über die beiden Bundesgrenzen, die tschechische und bayrische ermitteln und somit würde der Vergleichsmaßstab mit den drei Ländergrenzen fehlen. Für die ausschließliche Be rücksichtigung des öffentlichen Reiseverkehrs spricht aber auch, daß er die vorherr¬ schenden Verkehrsrichtungen klar wiedergibt und der private Motorverkehr in Öster reich trotz der verstärkten Motorisierung noch keine so bedeutende Rolle spielt, daß er sich mit den Massenverkehrsmitteln Bahn und Autobus vergleichen ließe. Be¬ sonders der Autobusverkehr aber paßt sich stets ziemlich genau den herrschenden Verkehrsbedürfnissen an und Straßen, auf denen Autobusse verkehren, können so¬ mit auch als besonders verkehrsreich angesehen werden. 139

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