OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter die Eintragungen auf Fels II eröffnet. Es entspricht in jeder Einzelheit den bis ins 20. Jahrhundert in manchen Inn- und Hausruckviertler Beinhäusern benützten Behältnissen für bemalte oder beschriftete exhumierte Schädel. Exhumierungen waren in dem kleinen Traunkirchner Friedhof ebenso notwendig wie in dem zu Hallstatt, dessen großartiges Ossarium weithin bekannt ist. Dort, wie in einzelnen Innviertler Beinhäusern, finden sich auch zahlreiche Schädelbemalungen mit um das ganze Haupt geführten Zweigen und Kränzchen, wobei sich die Enden der Zweige öfters in einem herz- oder medaillonartigen Mittelpunkt über der Stirne kreuzen. Wir dürfen hierin wohl das Vorbild für die Felszeichnung sehen, bei der die Inschrift IHP 1885 von zwei Laubzweigen umsäumt wird, die sich über einem Herzen vereinigen. Damit haben wir eine Reihe von Anhaltspunkten für die Richtigkeit unserer Vermutung gewonnen, daß die Felsinschriften dieses Geländes mit einem uralten Totenbrauchtum in Verbindung stehen, das in der Gegenreformation neu auflebte und sich bis in die jüngste Zeit fortsetzte. Die Sagen, die sich an dieses Gelände heften, lassen derartige Vermutungen jedenfalls gerechtfertigt erscheinen. So gilt der Beilstein, der sich hoch über unserer Felswand auftürmt, als letzte Zufluchts¬ stätte des alten Heidentums, das angeblich gerade in Traunkirchen mit besonderer Erbitterung um seinen Bestand gekämpft hat; aber auch das ganze Gebiet des „Zellerls", das seinen Namen nach dem ersten christlichen Ansiedler in diesem heidnischen Kultbereich bekommen haben soll, unsere Felsen und das Gelände um die nahe gelegene Kalvarienbergkirche waren der Sage nach einst von den „Bergmandln“ (Berimandl und Beriweibl) belebt, von denen eine alte Traun¬ kirchnerin, die achtzigjährige Mutter des Mesners, Herrn Johann Feichtinger, Näheres erzählt: „Sie waren gar net zwida, die Berimandln", und halfen den Leuten, wo sie konnten, bis sie ein Neckvers der Kinder einmal so verdroß, daß sie das Gebiet auf immer verließen. Wir wissen, daß die helfenden Bergmandl von der Sagenforschung außer als Vegetationsgeister als eine der vielen Aus¬ gestaltungen angesehen werden, unter denen sich das Volk die Wirksamkeit der Seelen der verstorbenen Ahnen vorstellt. Noch 1890 brauste nach Mitteilung des Herrn Feichtinger auch der Seelenzug der Wilden Jagd über die Felsen am Zellerl und riß einen Mann mit sich fort, der sich von dieser Heimsuchung nicht wieder erholen konnte. Und im dortigen Felsgeschroff stellte auch, entgegen allen Warnungen seiner Kameraden, der erst vor wenigen Jahren verstorbene Vogel¬ fänger M. ausgerechnet am Allerseelentage seine „Klömel“ (Fanggeräte) auf, war aber mit seinen Vorbereitungen noch nicht zu Ende, als sich ein entsetzlicher Sturmwind erhob, im Lockhäuschen statt des roten ein schwarzer Gimpel saß der Teufel! — und Blitz und Regenschauer ihn als Strafe für den Frevel, solcherart den Tag der Toten zu entheiligen, nach Hause trieben. Umfragen in Traunkirchen nach dem Sinn des alten Brauchtums und seinen Trägern ergaben keine besonderen Anhaltspunkte. Während die meisten der ein¬ heimischen bürgerlichen Familien von dem Vorhandensein der Inschriften überhaupt 132

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