Burgstaller: Die Traunkirchener Felsinschriften lesen wir die Zahl 1888. Gegen das Ende des Inschriftfelsens zu folgen drei kleine Kreuze in der Form, wie sie die Holzknechte in die Baumstrünke zu schlagen pflegen, um dadurch den von der Wilden Jagd verfolgten, im Winde daherwehenden Armen Seelen Rastplätze zu schaffen *); daneben steht über FMD 1802. Eine leere ovale Umrandung und endlich zwei in sauberer Steinmetzarbeit reliefartig heraus¬ gemeißelte Kartuschen in der Art barocker Weihbrunnkessel, beide ohne Inschrift, beschließen das Bildfeld. Vergleichen wir die beiden Inschriftfelsen, so ergibt sich für Fels II ein starkes Zurücktreten der Häufigkeit des Monogramms Christi, dagegen eine wesentlich längere Benützungszeit, nämlich von 159. bzw. 1615 bis 1913 gegenüber 1691 bis 1860 auf Fels I. Auffallend sind die häufigen Umrahmungen, vor allem die sorgfältigen Steinmetzarbeiten, die darauf hinweisen, daß ihre Anfertiger oder Auftraggeber auf ihre Anbringung an dieser verborgenen Stelle soviel Wert legten, daß sie auch Mühe und Kosten nicht scheuten. Außer den zahlreichen Buch staben, die in völliger Formengleichheit auch auf alten Traunkirchner Grabsteinen, wie dem an die Wand der Michaelskapelle im Friedhof gelehnten Stein mit der Inschrift RD. MT. ANNO 1747, vorkommen, zeigt sich auf Fels II ein vollständig überlieferter Name: Barbara Pernerin. An die letztgenannte Eintragung ist anzuknüpfen, wenn wir eine Deutung der Inschriften versuchen wollen. Es ergibt sich, daß das gesamte Material in drei große Gruppen zerfällt: nämlich in Jahreszahlen, in Buchstaben (Einzelbuchstaben, Namen und Formeln) und in Begriffszeichen und Nachbildungen bestimmter Geräte. Die Jahreszahlen verteilen sich auf die einzelnen Jahrhunderte wie folgt: 16. Jahrhundert: 1 (159.), 17. Jahrhundert: 5 (161., 1615, 1660, 1683, 169.), Jahrhundert: 16 (17 .. zweimal, 1706, 1707, 1711, 1716, 1736, 1740, 1744 zweimal, 1751, 1755, 1766 zweimal 1767, 1774), Jahrhundert: 12 (18 . ., 1802, 1810, 1820, 1830 zweimal, 1860, 1881, 1885, 1888, 1889, 1895), 20. Jahrhundert: 1 (1913). Es zeigt sich somit, daß nach dem Einsetzen am Ende des 16. Jahrhunderts und dem allmählichen Ansteigen während des 17. die Hauptbenützungszeit im 18. Jahrhundert liegt, nach dem der Brauch im 19. Jahrhundert wieder langsam abflaut und sich im frühen 20. Jahrhundert verliert, Erscheinungen, die nicht zufällig sein können, sondern in (kultur)geschichtlichen Ereignissen ihre Grund¬ lage haben dürften. Die Buchstaben bilden entweder einzelne Worte wie das unvollständige VGIS oder vollständige Namen wie Barbara Pernerin. Gerade dieser Name macht es wahrscheinlich, daß ein Großteil der übrigen Buchstaben (vor allem, wenn sie gekoppelt auftreten) Initialen von Namen darstellen, die vermutlich Verstorbene *) Für Oberösterreich vergleiche A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch, Linz 1932, S. 371. 129
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