OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Burgstaller: Die Traunkirchener Felsinschriften Neben dem Strich findet sich (von oben nach unten) das Sinnbild der Raute neben IHS, darunter IHS GGK und unmittelbar darunter 1706. In einigem Abstand folgen darunter IHS 1716, 1830. Seitlich von dieser Gruppe lesen wir IHS und 17 IK 66 sowie den eigenwillig geschriebenen Buchstaben Z,, der statt des geraden Querbalkens einen nach unten abgewinkelten aufweist und sich dadurch in seiner Grundform dem Sinnbild der Raute nähert. Unter den Buchstaben EY 1766 findet sich viermal IHS, daneben 1830, links davon in ovaler Umrahmung K, Z,, 1860. Am äußersten unteren Bildrand sehen wir in sehr flacher Einritzung den Buchstaben Z,e und ein Quadrat, darunter AL und FI. Ob wir berechtigt sind, die zwei runden Vertiefungen im rechten oberen Bildteil als „Näpfchen“ (zur Aufnahme von streich¬ barer oder flüssiger Opferspeise) aufzufassen, wie man sie von zahlreichen Kultsteinen kennt 3) oder ob sie bedeutungslose Zufallsbildungen sind, vermögen wir nicht fest¬ zustellen. Sicher ist aber, daß schon die häufige Verwendung des Monogramms Christi erkennen läßt, daß wir es bei diesen Inschriften nicht mit einer zufälligen Kritzelei von gelegentlich an dieser versteckten Fels- und Waldpartie vorbeikommenden Bergwan¬ derern zu tun haben, sondern mit einer ernsthaften religiösen Übung, die nach Aus¬ weis der Inschriften dieses Steines zumindestens von 1691 bis 1860 gewährt hat. Welchen Zweck diese religiöse Betätigung hatte, eröffnen die Inschriften der zweiten Felswand, zu der ich in Verfolg des eben gefundenen Weges wenige Schritte aufwärts gelangte. Das von mir zunächst erreichte Ende dieses größeren Felsbereiches zeigt einige Meter lang durch eine die Wand entlang zie hende Längsspalte eine bizarre Zerklüftung, aus der ungefähr am Beginn der glatten, mit Inschriften bedeckten Wand damals (wie übrigens an jedem regen reichen oder trüben Frühlingstag) eine armdicke Quelle entsprang. Die leicht über¬ hängende, 9 Meter lange, 4 Meter hohe, oben in eine gras- und waldbestandene Humusschicht untertauchende Felswand bildet einen verhältnismäßig guten Unter¬ stand, unter dem sich auch eine kleine Gruppe von Menschen versammeln kann. Doch wird durch den Überhang der Verwitterung der Steinritzungen keineswegs weniger Einhalt geboten als an dem schutzlos dem Regen ausgesetzten Fels I, da das ständig niedersickernde Wasser der Bodenfeuchtigkeit so nachdrücklich arbeitet, daß sogar zwischen den Aufnahmen 1943/44 und 1948 bemerkbare Unterschiede auftreten, indem einzelne Linien und Ziffern heute fast nicht mehr erkennbar sind, während sie noch vor vier Jahren lesbar waren. Geben wir auch hier eine Be schreibung der noch deutlich lesbaren Felsinschriften, so folgen von links nach rechts am obersten Bildrande eine dreieckige Figur mit eingeschriebenem Trapez und einem Kreuz auf der Spitze (die an der linken unteren Ecke sichtbaren schrägen Linien dürften auf natürliche Sprünge der Felsfläche zurückzuführen sein), daneben finden sich die Buchstaben CP Z,D 1810, unter dem Dreieck, immer noch am äußersten Bildrand: zwei unerklärbare Zeichen, darunter F? FR, 17 .. ., neben dieser Gruppe Z,F. Es folgen L und in quadratischer Umrahmung IPIP 1682, 3) Vergleiche u. a. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VII, S. 990 f; über ähnliche Südtiroler Vorkommnisse: Der Schlern Ig 1946, S. 237 ff, 309 ff, Ig 1948, S. 464 ff. 127

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