OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter „Söh, Wind, da hast das dein, Laß mir das mein'!" oder: „Söh, Windin, nimms und brings deine Kinder! oder: „Söh, Windin, trags hoam und brings deine Kinder!“, Wendungen, die außer der bekannten Personifizierung des Windes auch die Vor stellung von einer im Winde fahrenden dämonischen Frau bezeugen, deren Kinder¬ gefolgschaft an den Zug der Seelen der ungetauft verstorbenen Kinder erinnert, die mit Frau Percht (Bermuada, Berfrau) im Lande umziehen und häufig durch aufgestellte Schüsseln voll Semmelmilch gespeist werden. Und wem wäre nicht die in ganz Oberösterreich noch heute verbreitete Gepflogenheit geläufig, Brotkrumen und Salz in das Herdfeuer zu werfen, wenn die Bevölkerung aus dem Singen und Brausen der Flammen die Armen Seelen im Fegefeuer weinen und stöhnen zu hören vermeint? Eine Handvoll dieser Gaben lindert ihre Pein, läßt das Weinen im Feuer verstummen 1). Sollte es sich hier um ein ähnliches Seelenopfer handeln? Während solcher Überlegungen fiel mein Blick auf die Felsplatte neben Strauchwerk und Höhle und ich erblickte zu meiner Überraschung, daß dieses leicht geneigte, ungefähr 2 X 2 Meter große Felsstück dicht mit einer Unzahl von Linier und Rillen bedeckt war, die zunächst wie Verwitterungsrillen aussahen, sich aber in Kürze als eine Menge von gut lesbaren Buchstaben und Jahreszahlen erwiesen, unter denen das Monogramm Christi IHIS in den verschiedensten Größen und Ausführungen stark hervortrat. Geben wir im folgenden eine Beschreibung der In¬ schriften, so können wir sogleich mit einem dieser Zeichen beginnen, das sich am oberen Bildrande, verbunden mit der Jahreszahl 1691 und in Nachbarschaft mit der Buchstabengruppe IP befindet. Mehrmals, sogleich unterhalb dieser Eintra¬ gung, findet sich das H dieser Buchstabenfolge mit einem winkelartigen Zeichen versehen, in dem Prof. Franz Strahammer, der im Sommer 1948 die beigegebene maßgetreue Umzeichnung anfertigte, die Restform des auf dem bäuerlichen Mobiliar des 18. und 19. Jahrhunderts wiederholt vorkommenden Sinnbildes des Herzens erkannt hat, aus dem die drei Kreuznägel ragen. Neben diesen Buchstaben lesen wir PID, weiters IHS und ein Kreuz. Die ganze Gruppe wird von den rechts da¬ von gelegenen Zeichen durch eine senkrechte Linie getrennt, die oben und unten in ein Dreieck endet. Über dem oberen Dreieck lesen wir Z, 2), wohl eine Auswitterung eines einstigen Z„, unterhalb des unteren Dreieckes in großer Schrift EY 1766 *) Über Salz- und Brotspenden auch in anderen Bundesländern vergleiche den bis 1914 in Wenns, Tirol; üblichen Brauch, bei einem Todesfall von Erwachsenen als Opfer für die Arme Seele an die Ortsarmen Salz und Brot auszugeben (Atlas der deutschen Volkskunde). 2) Aus drucktechnischen Gründen ist es unmöglich, die Zeichen in der Form, wie sie auf der Felswand angebracht sind, im Text wiederzugeben. Es werden daher die Abkürzungen Zi, Zz, usw. gewählt. Leichen, A Z. Z.r Za 126

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2