OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Amtes, wohl wert, der Vergessenheit entrissen und einem bekannteren Zeitgenossen aus dem Trattnachtale, dem Wolfgang Jörger, an die Seite gestellt zu werden. Mochte sein ehrliches Wollen bei den Zeitgenossen unbedankt bleiben, der Nach¬ welt ist sein Andenken durch jene Bauten für immer erhalten, die er in Millstatt aus eigenem Vermögen schuf. Unter ihm ward das Kloster durch ansehnliche Zu¬ bauten in eine stattliche, burgähnliche Anlage mit stolzen Wehrtürmen und Ring¬ mauern verwandelt, während die Stiftskirche nach einem Brande an Stelle der hölzernen Flachdecke eingewölbt wurde und den spätgotischen Chor erhielt 59). In der von ihm geschaffenen Geumannkapelle ruht der Hochmeister Hans Geumann Sein Grabmal aus weißem Marmor stellt ihn in voller Rüstung, auf einem Löwen stehend, mit Fahne und Schwert, dar und trägt die Umschrift: „Hie leitt begraben der hochwürdige Fürst und her her Johann geumann, der ander hochmeister Sant iorgen ordens, stifter der ewig meß und liechts dieser capell. IV. Hans Ortolf Geumann (1570?— 1620), der Nebell Zwei Voraussetzungen haben den Geumann auf Gallspach im 16. Jahr¬ hundert die Richtung gewiesen: einmal werden sie mit den Jörgern verschwägert und dadurch zwangsläufig für die religiöse Neuerung reif gemacht, dann gelingt es ihnen, den Besitz beträchtlich zu erweitern, wodurch sie im ständischen Leben erhöhte Bedeutung erlangen, aber auch in den ständischen Doppelkampf verwickelt und schließlich mit dem Rebellen Hans Ortolf belastet werden. In kurzen Strichen sei zunächst dargestellt, wie die Familie Geumann bis auf ihn herauf aufgeblüht ist. Die Heirat, die der Neffe des Hochmeisters, Balthasar Geumann, am 14. Juli 1500 mit Katharina Naming schloß 60), ebnete dem Glaubenswechsel die Wege war ja die künftige Stammutter die Schwester der Dorothea Jörger, einer be¬ kannten Verfechterin lutherischer Gedanken. Sie wird gewiß nicht verfehlt haben, die verwandschaftlichen Beziehungen in dem Sinne auszunützen, daß sie die Geumann der neuen Lehre zuführte. Das Verhältnis zwischen Jörger und Geumann war in dieser Zeit ein sehr inniges, wie aus einem mehrfachen Güter¬ wechsel erhellt 61). Balthasar starb übrigens schon 1522, also noch bevor sich die religiöse Frage verschärfte, aber vom nahen Tollet ging Anreiz genug gus, daß der Bruch mit der alten Kirche ein endgültiger wurde. Von den zwei Söhnen Balthasars war Ortolf frühzeitig gestorben, mithin der überlebende Hans Heinrich Geumann in die glückliche Lage versetzt, erster Alleinherr auf Gallspach und Tratteneck zu sein. Er ist an Ansehen und Einfluß 50) K. Ginhart, Millstatt am See in Kärnten, Österreichische Kunstbücher, Bd 41 (Wien 1922) S. 5 und S. 15. Eine Abbildung des Grabmales brachte die „Furche“ Nr. 9 vom 13. Dezember 1947. 60) Hoheneck, Teil 1 S. 157. 61) Urbar der Herrschaft Gallspach 1526: Vermerkt die Weingarten, von erst der newsatz zu götzleinsdorf, so herr wolfgang Jörger zu Toledt unserm vatter selling den grunt geschenkt hat. — Andrerseits verkauften die Geschwister Geumann am 21. 11. 1529 an die Witwe Dorothea Jörger verschiedene Untertanen um Gramastetten und Linz, worunter besonders hervorgehoben 122

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