OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Wurm: Die Geumann auf Gallspach Nun war der Boden bereitet, auf dem ein Geschlecht jahrhundertelang wirken und dem Orte Gepräge und Förderung verleihen sollte: die Geumann von Gallspach. Sowohl die Herkunst als auch die ältere Genealogie liegen im Dunkel, das durch Hoheneck und Wißgrill nur vermehrt worden ist 5) und selbst das erste Viertel des 15. Jahrhunderts liefert noch keine gesicherten Ergebnisse. Damit sind dieser Arbeit 6) die Grenzen gesteckt; sie beschränkt sich auf vier besonders bemerkens¬ werte Vertreter des Geschlechtes. Aus der langen Reihe seien herausgehoben: ein Kirchenbauer, ein Strauchritter und Büßer, ein Großmeister und ein Rebell. I. Heinrich I. Geumann (1331 — 1363), der Kirchenbauer Er ist ein Selfmademan, ein Vertreter jener Adelsschichte, die sich aus kleinen Anfängen zu achtenswerter Höhe emporschwang. Wir finden Heinrich Geumann noch 1331 im Kreise von Dienstleuten niedersten Ranges und inmitten des unbe¬ deutenden Schwarmes bezeugt er die Urfehde Dietrichs von Au gegen die Grafen von Schaunberg?). Er war also damals noch Schaunbergischer Dienstmann, aber wohl nur mit halbem Herzen, denn die Ereignisse im Trattnachtale ließen ahnen, daß die Schaunbergischen Bäume nicht in den Himmel wachsen würden. Für alle Fälle war es ratsam, außerhalb des sinkenden Schiffes eine rettende Insel zu haben und darum erwarb er 1335 von Ulrich Lauer die freien Eigen zu Harlungs¬ berg, Rotelperig und Lechen 8). Völlig ins fremde Lager wechselte er hinüber, als er 1354 von Eberhard von Wallsee Schloß und Herrschaft Gallspach erwarb 9). Nun war ein Heimwesen gefunden und der Weg zu weiteren Erfolgen geebnet. Wir verstehen den Vorbehalt des Verkäufers, daß Gallspach ein Wallseeisches Lehen bleiben müsse, denn aus dem Ringe um das Schaunbergische Gebiet sollte kein Glied herausgebrochen werden. Den Geumann focht jedoch die hohe Politik nicht an, er wandte sich gleich der Aufgabe zu, den neugewonnenen Besitz auszu¬ gestalten und hier waren es Kirche und Pfarre Gallspach, denen sein höchstes Interesse galt. Auf diesem Felde hat er sich den Namen eines Kirchenbauers verdient. Er ließ vor allem die Bartholomäuskapelle umbauen und vergrößern, 5) A. Starkenfels, Oberösterreichischer Adel. In: J. Siebmachers großes und allgemeines Wappenbuch, Bd 4 Abt 5 (Nürnberg 1885) S. 62. 6) Sie möge auch als literarischer Nachtrag zu Gallspachs 600 jährigem Pfarr¬ 500 jährigem Marktjubiläum gelten (ältestes Marktprivileg 1439; am 20. Dezember 1442 be¬ stätigt Friedrich III. das von Albrecht V. (II.) dem Stephan Geumann und den Leuten zu Gallspach verliehene Wochenmarktsprivileg, Original im o. ö. Landesarchiv). 7) Schlüsselbergerarchiv, Hs 109 (Ennenckl) S. 172 (im o. ö. Landesarchiv). 25. 11. 1331 bezeugen neben Helmhart von Tutschenberg, Chunrat von Salmannsleiten, Hartnid dem Oezpeckhen und Heinrich von Pachleuten Heinrich der Geumann und Niklas der Geumann obige Urfehde. In welchem Verwandschaftsverhältnisse die beiden Geumann standen, erfahren wir nicht. 8) Urkunden-Buch, Bd 6 S. 179. — Harlungsburg = Flur Harlesberg am Sonnleitner¬ weg bei Attnang; Rotelperg = Redlberg; Lechen = Lehen, Gemeinde Piret; aus diesem Keim ist ein ausgedehnter Besitz der Geumann in der Schwanenstädter Gegend erwachsen. *) J. Strnadt, Peuerbach. Ein rechts-historischer Versuch. In: 27. Jahresbericht des Museum Franzisco-Carolinum (Linz 1868) S. 393. 113

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