Oberösterreichische Heimatblätter durchgreifenden Wiederherstellung unterzogen und vielleicht um die Sakristei („Sagrar") vergrößert. 1565 erbitten sich die inzwischen evangelisch gewordenen Ennser Bürger von Kaiser Maximilian II. die Erlaubnis, „die kleine, abge kommene, ganz baufällige, zerklobne und z. T. eingefallene“ Scheiblingkirche, die dem angefangenen Stadtturmbau hinderlich war und ohne merkliche Kosten nicht hätte wiederhergestellt werden können, abtragen und die von ihr gewonnenen Steine für den Aufbau des Stadtturms verwenden zu dürfen, was der Kaiser mit einem Schreiben vom 23. 12. genehmigte. 1618 verlor Enns neuerdings ein Zeugnis seiner ohne Zweifel hochstehen¬ den romanischen Baukultur: die Georgskapelle der Burg. Auch sie war geschichtlich von Bedeutung, hatte sie doch jener Bodenerhebung, auf welcher der Erbschaftsvertrag zwischen den Herzogen Leopold V. und Otakar IV. im August 1186 abgeschlossen wurde (Georgenberger Handfeste), ihren Namen gegeben! Diese Kapelle wird urkundlich am 15. 7. 1230 erwähnt 32), weil dort die päpst¬ lichen Gewaltträger, der Abt von Baumgartenberg und die Dekane von Sankt Florian und Lorch, die Exkommunikation über Albero von Arnstein und Euphemia von Peilstein wegen der dem Kloster Waldhausen hartnäckig entzogenen Zehnten aussprachen. Bloß die Enns nahegelegene, künstlerisch sicher mit dieser Stadt in Ver¬ bindung gestandene und 1159 erstmals genannte Burganlage von Spielberg enthält in ihren Ruinen eine später gotisierte Schloßkapelle („Maria Elend") von deren ursprünglich flach gedecktem Langraum in der Nordwand drei ver¬ mauerte romanische Fenster erhalten sind 33) Diesen eindeutig als romanisch erwiesenen Kirchen müßte wohl, wie eingangs dargetan, eine große Zahl längst abgetragener und vergessener Gotteshäuser an¬ gereiht werden. So ist es möglich, daß die einstige Laurenzkirche in Grünbach bei Gunskirchen noch der von uns betrachteten Zeitspanne angehörte. Dem gleichen Heiligen war in Zeitlham (Gemeinde Pucking) eine Kirche gewidmet, Zierberg (Gemeinde Kremsdorf bei Ansfelden) besaß eine Peterskirche: von allen dreien gelangten Römersteine in die Sammlungen des Landesmuseums zu Linz, die glaubhaft machen, daß es sich bei den genannten Kirchen um sehr alte, wohl romanische Bauten gehandelt haben muß. Einige dieser verschwundenen Kirchen hat A. Rosenauer für den Bezirk Eferding besonders zusammen¬ gestellt: St. Blasius in Axberg, St. Ulrich in Breitwiesen bei Wallern, St. Walter im Pächl bei Dachsberg, St. Jakob am Stein bei Unterfreindorf, sowie Kirchen in dem 1140 erstmalig urkundlich genannten Ort Oberrudling und Haitzing bei Aschach 34). Uns fehlt jedes Hilfsmittel, die Bauzeit dieser zerstörten Kirchen festzulegen, aber es liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß einige von ihnen noch der romanischen Zeit zugehört haben könnten. Wenn die umstrittenen 32) Oberösterreichisches Urkundenbuch Bd 2 S. 686. 33) O. Piper, Österreichische Burgen, Bd 4 (Wien 1905) S. 224. 34) A. Rosenauer, Verschwundene Kleinkirchen im Bezirk Eferding, Oberösterreichische Hei¬ matblätter Ig 2 (Linz 1948) S. 61 ff. 108
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