Oberösterreichische Heimatblätter Im zweiten Teil behandelt Hack auf breitester Grundlage die Schicksale des Messererhandwerks. Auf diesem liegt das Schwergewicht der Darstellung. Das im Stadtarchiv Steyr in reicher Fülle vorhandene Quellenmaterial ermöglichte es der Verfasserin, Organisation und wirt¬ schaftliche Entwicklung dieses bedeutenden, schon seit dem 14. Jahrhundert nachweisbaren Hand¬ werkszweiges in einer Form darzustellen, die kaum etwas zu wünschen übrig läßt. Ausführlich beschreibt Hack in den ersten Kapiteln die Arbeit der Klingenschmiede und die Tätigkeit der Messerer, die sich seit der bereits im 14. Jahrhundert erfolgten Produktionsteilung auf das Beheften und Beschalen der Klingen beschränkte. Die Verfasserin erweist sich dabei als gründliche Kennerin aller technischen Einzelheiten des Erzeugungsprozesses. Die folgenden Abschnitte be¬ leuchten die innere Verfassung des Messererhandwerks und zeigen die Steyrer Werkstätte als Glied eines großen Zunftverbandes, der sich über Ober- und Niederösterreich erstreckte. Im dritten Abschnitt der Arbeit findet der Handel mit den Erzeugnissen der Steyrer Messerindustrie eingehende Würdigung. Unter den vielen Textbeilagen verdienen die umfang¬ reichen Listen der Messerer und ihrer Meisterzeichen sowie die Verzeichnisse der Handelsleute besonders hervorgehoben zu werden. Der reiche Bilderteil enthält ausgezeichnete Skizzen zum Erzeugungsgang und wertvolles photographisches Material zur Geschichte des mit der Eisenstadt Steyr so eng verbundenen Messererhandwerks. Dunzinger, Hildegard: Karl Adam Kaltenbrunner. Dissertation Universität Wien 1949. 145 Bl. Bis in das 18. Jahrhundert beherrschte die durch Luthers Bibelübersetzung geschaffene, über den Mundarten stehende Schriftsprache die Literatur. Erst im Laufe des genannten Jahr¬ hunderts begann man wieder auf die so lange vernachlässigten Dialekte zurückzugreifen. Einer der ersten, der in dieser Zeit auf österreichischem Boden in der heimischen Mundart schrieb, war der Lambacher Stiftsgeistliche P. Maurus Lindemayr (1723 —1783). Er rief durch sein Wirken, das für ganz Österreich Bedeutung erlangte, auch in seiner engeren Heimat Oberösterreich eine neue Literaturströmung ins Leben. Einer der würdigsten Nachfolger Lindemayrs in Oberösterreich wurde der in Enns ge¬ borene Karl Adam Kaltenbrunner (1804— 1867). Bis zum Jahre 1842 in Linz als Beamter der Staatsbuchhaltung und von diesem Zeitpunkt an bis zu seinem Tode in Wien an der k. k. Hof¬ und Staatsdruckerei in leitender Stellung wirkend, schuf er eine große Anzahl lyrischer, epischer und dramatischer Dichtungen, meist in oberösterreichischer Mundart. In den Dialektgedichten kam er seinem großen Landsmann Franz Stelzhamer nahe, ohne freilich dessen Größe jemals zu erreichen. Neben Stelzhamer gebührt aber auch Kaltenbrunner das Verdienst, der oberöster¬ reichischen Mundart einen geachteten Platz in der Dichtung errungen zu haben. Kaltenbrunners Leben und dichterisches Schaffen findet in der Arbeit von H. Dunzinger eine ebenso gewissenhafte wie unvoreingenommene Darstellung und Deutung. Im ersten Haupt¬ abschnitt untersucht die Verfasserin Inhalt und Form des lyrischen Werkes, das Charakter und Persönlichkeit des Dichters am deutlichsten offenbart. Ein ausführliches Kapitel ist den Stoffen und Motiven der Dialektdichtung Kaltenbrunners gewidmet. In mehreren Abschnitten beschäftigt sich Dunzinger mit des Dichters Naturbetrachtung und Religiosität, würdigt seine Balladen- und Liederdichtung wie seinen Stil und zeigt Kaltenbrunner in seinem Verhältnis zu J. P. Hebel und Franz Stelzhamer. Der besondere Einfluß des großen oberösterreichischen Volksdichters ist in manchen Gedichten Kaltenbrunners unverkennbar. Die dichterische Rivalität, die beide Poeten eine Zeit lang entzweite, blieb nicht ohne Wirkung auf das fernere Schaffen Kaltenbrunners. Mit einer ausführlichen Würdigung der Erzählungen und Dramen Kaltenbrunners be¬ schließt Dunzinger ihre Darstellung. Die beiden Abschnitte enthalten kurze Inhaltsangaben der Erzählungen „Die Ahnl Regina“, „Der arme Lotteriespieler“, „Der rätselhafte Schuß", „Der Stellvertreter“, „Sepp, der Holzknecht“ und „Die Politiker“ sowie der drei bedeutendsten Dramen „Konstantin XI., der letzte griechische Kaiser", „Ulrike" und „Die drei Tannen“. 192
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