OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Schrifttum Und doch wurden einzigartige Beschläge am Tore des Hauses der die bodenständige Bauweise propagierenden Behörde auf der Linzer Landstraße übereifrigst der Kriegsmetallsammlung ab¬ geliefert. Wenn in der Baufibel auf Seite 36 gesagt wird, es sei „das Nachbauen alter Häuser gar nicht das, was die Baufibel bezwecken will“, es gehe vielmehr darum, „falsche Vorbilder durch echte zu ersetzen, und zwar bei den Bauelementen, um damit auch beim Bauen wieder den Blick zu schärfen für das, was paßt“, ferner auf Seite 255 rückschauend festgestellt wird, daß das Geheimnis „bodenständigen Bauens“ sei, „so zu bauen, daß Natur und Menschenwerk zusammen¬ stimmen“, daß die alten Zimmer- und Maurermeister dieses Geheimnis kannten und danach bauten und wir deshalb bei ihnen in die Lehre gehen sollten, muß dem beigepflichtet werden. Wenn aber dann wieder gesagt wird: „Es gibt sehr viel Dinge, die ihre ewige Form bereits erreich haben und auch von der modernsten Technik nicht verbessert, sondern nur verzerrt und verschlechtert werden können“ (S. 35/36) und das auf den Hausbau bezogen wird, wenn gefragt wird: „Wär¬ es nicht besser gewesen, der Tischler hätte .... ein gutes Baumuster .... einfach kopiert? (S. 229) oder: „Wäre es nicht besser, gute Formen einfach nachzubauen, statt Mißbildungen endlos zu wiederholen?“ (S. 221) und nicht vom Bauschaffenden verlangt wird, immer bessere Formen zu schaffen, wird schärfster Widerspruch herausgefordert. Wenn aber schließlich das Metermaß mit seiner „Hundertstelteilung“ der Mitschuld am Formenwirrwar beschuldigt wird (S. 37 und 38), immer wieder von den „Kaffeemühlenhäusern“ (S. 239), die gewiß sehr oft schlecht, aber auch schon gut gebaut wurden, und zwar oft nicht weniger gut als die von gewisser Seite so gelobten Nach-Schmitthennerschen Kopien von Goethes Gartenhaus, wenn von „rassig gebauten Häusern (S. 206) usw., von „Galgenfenstern“ (S. 239), die gewiß in den meisten Fällen, aber nicht immer abzulehnen sind, geschrieben wird und wenn wir schließlich vom biologisch entstandenen „Stil des Lebendigen und der Landschaft“ (S. 34) lesen, wird man nur allzu lebhaft an Jahre, die nun hoffentlich doch schon überwunden sind, erinnert. Interessant ist die Feststellung Heckls, daß ländliche Bauformen in Oberösterreich westwärts wandern, eine Parallelerscheinung zur Wanderung von Pflanzengesellschaften. „Wir können alse z. B. niederösterreichische Formen nach Oberösterreich bringen ... nicht aber umgekehrt“ (S. 137), meint der Verfasser, doch wir möchten dem nicht in allen Fällen beipflichten und nur funktional bedingte und entwickelte Formen (dann aber unbegrenzt) wandern sehen. Wanderungen solcher und noch anderer Art werden nämlich seit Erfindung der Buchdruckerkunst und schon gar in unserem Zeitalter durch andere Faktoren beeinflußt als früher und sind selbstverständlich auch nicht aufzuhalten, selbst wenn „in Amerika 90% der Bevölkerung traditionelle Häuser wünschen" (S. 35). Da hilft nicht die Feststellung, „daß mit der Erhaltung des Schindeldaches (und der einheitlichen Hausform) die Schönheit der Siedlungslandschaft des Wolfgangsees steht und fällt (S. 148), höchstens eine „Erhaltung des „Naturparkes Trauntal' auch aus wirtschaftlichen Gründen (S. 138) oder z. B. die Bemühung des Heimatbundes „Mondseer Rauchhaus", wenigstens eines der alten Rauchhäuser in der urspünglichen Art und Bestimmungsform als „Urkundhof“ erhalten, ähnlich wie dies mit dem Quatmannshof und anderen Bauten im Cloppenburger Frei¬ lichtmuseum geschehen ist. Auf Seite 54 der oberösterreichischen Fibel heißt es bei der Erörterung baulicher Höhe¬ punkte: „Bei den Kirchen und Kapellen zehren wir von der Vergangenheit. Ihre ergreifenden Symbole, die Glockentürme und das turmsteile Dach, bei tausend in Oberösterreich, schauen weit ins Land und geben ihnen Bedeutung“. Diese Kirchen oder zumindest ihre Türme sind Dorf¬ und Stadtkronen geistig und künstlerisch. „Aber neue können wir nicht mehr bauen“, fügt dann der Autor hinzu, dürfte das aber eigentlich doch nicht sagen. Wohl kann die Kirche einer be¬ stimmten Konfession nur von einem gläubigen Künstler und nicht von einem un- oder anders¬ gläubigen erbaut werden (siehe z. B. die St. Antonius-Kirche in Scharlinz als abschreckendes Bei¬ spiel!). Die Behauptung des Autors würde daher besagen, es gäbe keine gläubigen Künstler mehr. Widersprechen müssen wir aus wohntechnischen Gründen der Forderung Heckls, daß die Zimmerhöhe des ländlichen Kleinhauses nicht über 2.60 m und im Obergeschoß nicht über 2.40 m

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