OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Schlimm war auch die Gepflogenheit der damaligen Zeit, daß private Aus¬ grabungen zu Gunsten hoher Persönlichkeiten oder zahlungskräftiger Touristen geduldet wurden, ohne daß sie wie heute als Raubgräberei betrachtet wurden. Ausbeutungen auf eigene Rechnung und Verkauf der Antiken wurden allgemein geübt. Wir haben heute keine Vorstellung, wieviel dadurch verloren ging, aber einige hundert Gräber mögen davon betroffen worden sein. Hallstattfunde sind ja heute in der ganzen Welt verstreut. Abgesehen von dem Verlust der Stück¬ ist auf jeden Fall deren bestimmender Wert auch bei späterem Wiederauftauchen im Handel verloren gegangen. Auch aus diesem Grund hat der wissenschaftliche Wert der damaligen Ausgrabungen starke Einbuße erlitten. Ramsauer und seine Mitarbeiter dafür verantwortlich zu machen, wäre in Anbetracht der damals all¬ gemein geübten Gepflogenheit und des Mangels einer diesbezüglichen Gesetz gebung geradezu ungerecht. Sie waren Kinder ihrer Zeit, ohne Vorbild und Schule, keine der heutigen Fragen war noch aufgetaucht und der Begriff und die Methode einer wissenschaftlichen Erforschung noch nicht einmal geschöpft. Wie Ramsauer und seine Helfer ihre Arbeit und Pflicht auffaßten, muß heute noch unsere Bewunderung erregen und muß Achtung abzwingen. Sie lösten trotz allem ihre Aufgabe gut. Wer kann heute noch Namsauer die Bewunderung versagen für die gewissenhafte Anlegung seiner Protokolle, für seine eifrigen Beobachtungen und für die Begeisterung und den wissenschaftlichen Ernst, den er seinem Lebens werke widmete, wer dem schlichten Steiger und Hutmanne Isidor Engel für seine zahllosen wunderbaren Pläne und Zeichnungen, die schriftliche Festhaltung der späteren Grabungen, für die Aufopferung, mit der er durch zwei Menschenalter hindurch, als Zeuge und Helfer jeder Grabung und schließlich als Kustos des Hallstätter Museums in jeder freien Stunde seine Liebe und seine meisterhafte Geschicklichkeit selbstlos in den Dienst der Wissenschaft stellte! Wie viele von den geschulten Ausgräbern unserer Zeit haben eine solche Reihe von vorzüglichen Ausgrabungsplänen, die geradezu Vorbild und erstes Beispiel sind, geschaffen, wie Engel? Der dritte Abschnitt in der Erforschung des Gräberfeldes wird dadurch bestimmt und eingeleitet, daß die großen Gelehrten und Fachmänner ihrer Zeit, Ferd. v. Hochstetter, Fr. v. Hauer, Franz Heger und Josef Szombathy, auf den Plan treten und den neuzeitlichen wissenschaftlichen Vorgang der Forschung und Grabung einführen. Er beginnt mit den Arbeiten des Jahres 1877 durch die Bergräte Stapf und Hutter. Die physische Anthropologie ist zur Wissenschaft geworden, daher legt man jetzt größten Wert auf die Erhaltung und Bearbeitung der Skelette. Auch die Tonware beginnt ihre Wertschätzung zu gewinnen. Leider ist dieser letzte Abschnitt nicht mehr besonders ertragreich gewesen. Es ist die Tragik eines neidischen Schicksals, daß in der Zeit, da die Entwicklung der Wissenschaft mit ihrem Forschungsrüstzeug die Höhe erreicht hatte, um den schwie¬ rigsten Fundstoff zu meistern, dieser zu versiegen begann und der Boden, der den naiveren Vorgängern dieses großen Gelehrtengeschlechtes so überreich gespendet

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