Oberösterreichische Heimatblätter protestantenfreundliche 10) Erzherzogin Maria von Österreich (1505 - 1558) ge¬ nannt. Auch in der evangelischen Gesangbuchliteratur wird sie seit dem Magde¬ burger niederdeutschen Gesangbuch (1534) wiederhalt — in der Folgezeit allerdings nicht unwidersprochen — als Verfasserin namhaft gemacht 11) Die wohl mit Recht dem berühmten Isaac-Schüler Ludwig Senfl (um 1490 bis 1540/55) beigelegte Melodie des Liedes 12) muß ebenfalls schon um 1526 ent¬ standen sein. Sie ist bereits dem Textteil des oben erwähnten Darmstädter Ein¬ blattdruckes vorangestellt 13) und fand über das verschollene Liederbuch Joseph Klugers von 1529 und dessen „Geistliche Lieder“ (Wittenberg 1535) Eingang in das Liedgut der lutherischen Kirche. Außerdem stand sie im sechzehnten Jahr¬ hundert als Sangesweise zu zahlreichen historischen Volksliedern in Verwendung14 Früh setzt auch die mehrstimmige Überlieferung der Choralweise ein. Als ältesten Beleg kennt man ein zweistimmiges Lautenarrangement in Hans Neu¬ siedlers (1508/09 - 1563) Erstlingswerk: „Ein Newgeordnet Künstlich Lauten¬ buch" 15) (Nürnberg 1536), dem der großartige, vierstimmige Satz von Ludwig Senfl in Georg Forsters Liederbuch: „Ein Außzug guter alter vn newer Teutscher liedlein ... auff allerley Instrumenten zubrauchen“ 16) (Nürnberg 1539) folgt. Aus der Reihe späterer Bearbeitungen seien nur die Sätze von Johannes Eccard (1553 - 1611) in seiner Sammlung „Newe Lieder Mit fünff vnd vier Stimmen“ 17, (Königsberg 1589) sowie von Hans Leo Haßler (1564 - 1612) in dessen „Psalmen und Christlichen Gesängen, mit vier Stimmen, auff die Melodeyen fugweif componiert“ (Nürnberg 1607) und seinen „Kirchengesäng: Psalmen vnd geist¬ liche Lieder, auff die gemeinen Melodeyen mit vier Stimmen simpliciter gesetzt (Nürnberg 1608) genannt 18. Die in letztgenanntem Druck enthaltene, u. a. auch in einer im oberösterreichischen Landesarchiv 19) Linz verwahrten Lauten¬ tabulatur überlieferte Bearbeitung dürfte Ursinus zur Textunterlage seines Klage Othmar Wessely (Wien) liedes herangezogen haben. J. Chr. Olearius, Evangelischer Lieder-Schatz, darinn allerhand auserlesene Gesänge Bd 2 (Jena 1707) S. 124. 11) A. F. W. Fischer, a. a. O. Bd 2 S. 46 f. 12) O. Kade, Ueber den eigentlichen Melodiekörper zu dem Liede: „Inspruck ich muss dich lassen“ von Heinrich Isaac, Monatshefte für Musikgeschichte Ig 5 (1873) S. 91. 13) Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Bd 3 (Leipzig 1870) S. 119. 1) F. M. Böhme, Altdeutsches Liederbuch (Leipzig 1877), S. 747. 15) Denkmäler der Tonkunst in Österreich, Bd 37 (Wien 1911) S. XXVII. 10) Das Erbe Deutscher Musik, Reichsdenkmale Deutscher Musik Bd 20, Abteilung Mehr¬ stimmiges Lied Bd 3 (Wolfenbüttel-Berlin 1942) S. 142. 17) Publikationen älterer praktischer und theoretischer Musikwerke, Bd 21 (Leipzig 1897) S. 106 ff. 18) R. Eitner, Chronologisches Verzeichnis der gedruckten Werke von Hans Leo Hassler und Orlandus de Lassus (Berlin 1874), S. VI f., XV. 19) Schloßarchiv Aurolzmünster im Oberösterreichischen Landesarchiv Linz, Lautentabulatur des Martinus Eysert Norimbergensis (geschrieben um 1610) fol. 91. 64
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