OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde eingehende Würdigung erfahren 1). Unbekannt ist jedoch geblieben, daß mit Pland nicht nur der Buch-, sondern auch der Musikaliendruck seinen Einzug in die ober¬ österreichische Landeshauptstadt hielt. Bis zum Jahre 1615 hatte die 1602 - 1625 nachweisbare Nürnberger Offizin von Abraham Wagenmann2), mit der die obderennsischen Stände in reger Ge¬ schäftsverbindung standen 3), auch die wenigen in Linz entstandenen Musikwerke gedruckt: Das „Klagelied über den Abschied des ... Hanns Christophen / Herrn von Gera“ (Nürnberg 1610) und die „Similia Davidica ... mit vier Stimmen... (Nürnberg 1615) des steiermärkischen, von 1609 bis 1627 an der evangelischen Landschaftsschule in Linz wirkenden Komponisten Johannes Brassicanus*) (um 1570 - 1634). Bereits nach vierjähriger Tätigkeit, 1619, konnte nun Planck seinen ersten und einzigen 5) Musikdruck der Öffentlichkeit übergeben. Das Werkchen, ein Einblatt druck in Hoch-folio, befand sich als Unicum in der Musikabteilung der Universi¬ tätsbibliothek Königsberg und ist somit wohl als unwiederbringlich verloren zu be¬ trachten. Der Titel dieses ersten Linzer Musikdruckes lautet: Ein Christlich Valet Lied: Dem Wohlgebornen Herrn Pilgram von Syntzendorff 6), zu son¬ derlichem Trost gemacht. Im Thon: Mag ich Vnglück nicht widerstahn. Durch Eliam Vrsinum, Evangelischen Predigern der Christl. Gemain zu Hernals. Gedruckt zu Lintz bey Johann Blancken Im Jahr Christi 1619. Die vier Stimmen des Liedes sind in Partitur gedruckt; der Text beginnt mit den Worten: „Scheyden du grosses Hertzenleyd“7). Ob Ursinus — wohl identisch mit dem gleichnamigen „Hofprediger zu Roßaz", dem die obderennsischen Stände am 29. Juli 1617 eine „Verehrung“ von fünfzig Gulden für „getrukte Pues Predigten“ bewilligten 8) — als Bearbeiter des Tonsatzes oder lediglich als Dichter dieses Liedes anzusprechen ist, muß dahingestellt bleiben; letzteres kann jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Die von Ursinus parodierte Vorlage, das Lied „Mag ich Unglück nicht wider¬ stahn", datiert noch aus der Frühzeit des österreichischen Protestantismus. Als Textdichterin wird schon in der ersten Veröffentlichung — einem um 1526 publi¬ zierten, in der Landesbibliothek Darmstadt befindlichen Einblattdruck ?) *) F. Krackowizer, Der erste Linzer Buchdrucker Hans Planck und seine Nachfolger im XVII. Jahrhundert (Linz 1906). 2) N. Eitner, Buch- und Musikalien-Händler, Buch- und Musikaliendrucker nebst Noten¬ stecher, nur die Musik betreffend (Leipzig 1904), S. 253. *) F. Krackowizer, a. a. O. S. 3. *) O. Wessely, Johannes Brassicanus. Ein Beitrag zur Linzer Musikgeschichte der Spät¬ renaissance, Oberösterreichische Heimatblätter Ig 2 (1948) S. 261 ff. 5) N. Eitner, a. a. O. S. 176. *) Pilgram von Sinzendorf-Friedau (1579— 1619). Vgl. C. von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaisertums Oesterreich, Bd 35 (Wien 1887) S. 13 ff. *) J. Müller, Die musikalischen Schaetze der Koeniglichen- und Universitäts-Bibliothek zu Koenigsberg in Pr. aus dem Nachlasse Friedrich August Gotthold's (Bonn 1870), S. 386. *) Bescheidbücher des oberösterreichischen Landesarchives Linz, Bd 4 fol. 461“; Parallelein¬ tragung im Cod. XI/594 (fol. 336) der Stiftsbibliothek St. Florian. *) A. F. W. Fischer, Kirchenlieder-Lexikon, Bd 2 (Gotha 1879) S. 46.

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