OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Sebastian Neintaler ist für die Kunstgeschichte Oberösterreichs kein Neuer mehr. Sein Grabstein an der Innenseite des Südportals der Stadtpfarr¬ kirche von Eferding ist in allen einschlägigen Veröffentlichungen genannt und auch sein Wirken ist mehrmals hervorgehoben worden. Zuletzt war es G. Lill 2), vor ihm R. Reicherstorfer3) und E. Hainisch *), von denen die beiden letzteren auf Bildhauerarbeiten in Holz und Stein hingewiesen haben. Es muß demgegenüber festgestellt werden, daß der Meister auch in diesen Rechnungsheften, ebenso wie in allen anderen, schon von den genannten zitierten urkundlichen Belegen stets nur als Maler angeführt ist. Es fragt sich allerdings, ob das eine bildhauerische Tätigkeit ausschließt. Die vorläufig noch offene Frage wird sich erst bei sehr sorg¬ fältiger Prüfung aller vorhandener Quellen lösen lassen. Reintaler hatte in Eferding Grundbesitz und zählte zu den angesehenen Bürgern. Aus der Tatsache, daß der Bildschnitzer Meister Mert nach 1490, bezw. 1492 in den Linzer Rechnungen nicht mehr erwähnt wird, während Neintaler hier von 1490 bis 1496 auftritt und, wie wir anderweitig wissen, erst nach etwa einem Menschenalter in Eferding starb, könnte man vermuten, daß er später auch die Bildschnitzerwerkstatt übernommen habe. Um 1490 scheint es noch nicht der Fall zu sein, vor allem dann, wenn Meister Mert 1492 noch tätig war. Für die Rein¬ talerfrage ist dies von erheblicher Bedeutung, denn wenn der Nachfolger Mert's ein anderer Bildschnitzer war, dann kann man nicht mehr so einfach alle Eferdinger Plastik als Erzeugnisse der Werkstatt Reintalers bezeichnen. Die Lösung des Problems, das sich damit andeutet, wäre ganz einfach, wenn man aus der Fülle der erhaltenen Kunstwerke wenigstens eines für den Meister sichern könnte, um von hier auf dem Wege der Stilkritik weiter zu gehen. Man darf allerdings dabei nicht vergessen, daß es in den kleineren Werkstätten ohne weiteres vorkommen konnte, daß ein Gehilfe den Meister an künstlerischer Größe bedeutend überragte. Das bekannteste Beispiel aus ähnlichen Verhältnissen ist die Tätigkeit des älteren Jörg Breu in Krems a. d. Donau 5) Man kann nun mit Hainisch von dem Reintaler-Epitaphausgehend eine bestimmte Gruppe von Steinbildwerken der Reintaler-Werkstat Man zuweisen. kann weiter in der so zahlreichen Gruppe der oberösterreichischen Flachreliefs zuerst H. Übell 6) in verschiedene Hände aufzuteilen versucht hat, den einen oder anderen Teil, ja vielleicht das Ganze diesem Meister oder den verschiedenen 2) Georg Lill, Hans Leinberger (München 1942), S. 279, 108. 3) Rudolf Reicherstorfer, Der St. Wolfgang-Kult u. d. spätgotische Kunst in Oberdonau. Zur Meisterfrage beim Kefermarkter Altare. Christl. Kunstblätter, 82. Ig (1941), Heft 1, S. 15 ff, 3. Heft, S. 33, 85. Ig (1947), Heft 3/4, S. 19. *) Erwin Hainisch, Denkmale der bildenden Kunst, der Geschichte und Kultur im polit. Bezirk Eferding. Linz 1933, S. 46, 148. - Artikel Reinthaler in: Thieme-Becker, Künstlerlexikon, 28. Bd, S. 137. 5) Vgl. Fritz Dworschak, Krems-Stein und Göttweig in der Kunst des ausgehenden Mittel alters. Krems und Stein, Festschrift zum 950-jährigen Stadtjubiläum, 1948, S. 187f *) Hermann Übell, Die Sammlung gotischer Holzskulpturen im Museum Francisco¬ Carolinum in Linz. Kunst und Kunsthandwerk, 1912, S. 137 ff. 60

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