Oberösterreichische Heimatblätter der Augenblick geboren, schlang der Augenblick hinab', ohne des Dichters zu ge¬ denken. — Aus Pietät und aus Dank für die Förderung meines Schaffens widme ich die Vertonung dieses letzten Zwiegesanges dem Andenken meiner lieben Frau, einer begeisterten Böhmerwäldlerin, womit ich mein Lebenswerk beschließen will. Neuhofers äußeres Erscheinungsbild entsprach durchaus dem Wert seiner künst¬ lerischen Bedeutung. Man hatte von ihm den Eindruck einer einfachen, harmonischen, in sich gefestigten Persönlichkeit; da stand keineswegs ein Bohemien vor einem, sondern ein gediegener österreichischer Bürger; nach den ersten Worten merkte man, daß das kein gewöhnlicher Mittelschulprofessor, kein kleiner Musiklehrer sein konnte. Neuhofer war bei aller Bescheidenheit von seinem inneren Wert überzeugt. Aus seiner Person machte er nichts, er konnte mit Recht darauf warten, daß das die anderen besorgten. Nie drängte er sich auf und trat stets zurück, wenn er auch nur leisen Verdacht schöpfte, daß man ihn gering schätzte. Bezeichnend ist, wie er von seinem eigenen Schaffen erzählte; nie wurde er dabei überschwenglich, er blieb stets sachlich, wollte auch nicht, daß ihn sein Gesprächspartner in den Himmel hob; allerdings verlangte er die schuldige Anerkennung. Gewiß nahm er regen Anteil an den Aufführungen seiner Werke. Vollkommen fern lag es ihm aber, sie irgend¬ wie anzubieten, sich in Erinnerung zu bringen. So war es ein Vergnügen, ihm bei seinen schlichten Erzählungen von seinen Erfolgen als Komponist zuzuhören. Bezeichnend war sein Verhalten bei Konzerten, in denen Werke von ihm erklangen. Gewöhnlich war er nicht zu bewegen, sich in die ersten Reihen zu den Ehrengästen zu setzen; sein Platz war unauffällig, weit hinten. Am liebsten war es ihm, wenn man ihn dann beim Beifall nicht fand und er sich nicht bedanken mußte. Konnte er der Aufmerksamkeit nicht entgehen, dann kam er durch den Saal nach vorne, um den ihm geltenden Beifall auf die Ausführenden abzuwenden, denen er immer vom Herzen dankbar war, auch wenn die Aufführung zu wünschen übrig ließ. Richtig gebeugt hat den so lange Unbeugsamen der Tod seiner innigst geliebten Frau im Dezember 1948. Äußerlich trug der greise Künstler das harte Schicksal aufrecht; aber innerlich mochte er wohl endgültig mit dem Leben ab¬ geschlossen haben. Im Frühjahr 1949 erlitt er einen leichten Schlaganfall, der sich in Abständen wiederholte. Er mußte sich in Krankenhaus-Pflege begeben. Gedächtnisstörungen stellten sich ein; die kompositorischen Arbeiten, die er sich trotz allem auch am Krankenbette nicht versagte, blieben unleserlich. Sichtliche Freude bereitete ihm die auf Anregung der Neuhofergemeinde von der o.-ö. Lan¬ desregierung in Steindruck besorgte Herausgabe seines A. Stifter-Zyklus, der ihm mit einem ehrenden Schreiben des Landeshauptmannes Dr. Gleißner überreicht wurde. Schließlich führte ein letzter Schlaganfall eine linksseitige Lähmung und im weiteren Verlauf am 15. November 1949 um 4.30 Uhr den sanften Tod herbei. Ein Werturteil über die Bedeutung Neuhofers abzugeben, kann nicht Auf¬ gabe dieser Arbeit sein. Den großen Wert seiner kirchlichen Meisterwerke wird nicht so bald jemand bestreiten. Bezüglich seiner profanen Schöpfungen sei nur eines festgestellt: Wert oder Unwert einer schöpferischen Lebens-Arbeit kann man 54
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