Unfried: Franz Neuhofer Gartenhäuschen in seiner idyllischen Villa „Edelweiß“ zur Verfügung stellte, wo Neuhofer ungestört komponieren konnte. Dort war er zunächst mit der Rekonstruk¬ tion der in Schloß Weinberg vernichteten Partitur seiner (übrigens bis heute nicht aufgeführten) „Gis-Symphonie“ beschäftigt. An neuen Kompositionen der letzten Schaffenszeit entstand eine Reihe von Kammermusikwerken: Das dem An¬ denken an Wagner-Schönkirch gewidmete Klaviertrio, ein Streichquartett,eine Cello-Sonate mit Klavier, das „Freinberg-Quartett“ (Uraufführung durch „Linzer Streichquartett“ im Marmorsaale des Stiftes St. Florian) und Streichquintett mit Baritonsalo in fünf Sätzen, dessen erste Fassung in Neuhofers Jugendzeit zurückreicht; jetzt wurde es im Finale durch einen Gesangsatz erweitert, dessen Text „Herr der Welt“ von Karl Mayer-Freinberg stammt. (Dadurch bekam der Solobariton Gelegenheit zu einem lebensbejahenden Abschluß; Uraufführung ebenfalls durch das Linzer Streichquartett und Stefan Zadejan im Linzer Rat¬ hausfestsaal). Außerdem verdanken wir der letzten Schaffenszeit eine Reihe geist¬ licher und weltlicher Chöre und Lieder mit Klavier. Tiefen Eindruck hinterließ das „Klagelied des Armen“ (Worte von E. Samhaber) am 27. Juni 1946 bei der offiziellen Pestalozzi-Feier des Landesschulrates im Vereinshaussaal (Anny Prunk und Linzer Streichquartett). Schließlich schrieb Neuhofer noch eine Reihe von Orgelkompositionen und Kirchentonwerken. Auch die schon früher erwähnte „Elisabeth“= und „Mariahilf“-Messe sind dieser Zeit zuzurechnen; ferner die „Rudigier“-Messe für gemischten Chor, Orgel und Bläser, die „Missa i. hon. St. Catharinae“ für gemischten Chor a-cappella, womit Neuhofer noch im hohen Alter der Patronin der Stadtpfarrkirche Freistadt seine Verehrung bezeugte (Ur¬ aufführung durch die Florianer Sängerknaben unter Chordirektor E. Warscher beim Fest der Glockenweihe in Freistadt am 26. 6. 1949) und schließlich die noch nicht aufgeführte „Missa i. hon. S. Josephi Cal.“ mit Proprium zur Gesundung des Bischofs Dr. Josef Cal. Fließer. Von seinem letzten Werk berichtet Neuhofer: „Den endgültigen Abschluß meiner Kompositionstätigkeit bildet ein Adalbert Stifter-Zyklus, welchen ich schon vor mehr als 20 Jahren mit dem gemischten Chor „Waldsee“ begonnen und vor un¬ gefähr zehn Jahren mit dem Adalbert Stifter-Postludium anläßlich der Stifter¬ Wallfahrt der Adalbert Stifter-Gesellschaft nach Oberplan fortgesetzt hatte. Dieses Stück erklang während der Besichtigung des herrlichen Kefermarkter Altares das erste Mal. Später kam die Ballade aus Stifters Hochwald dazu, welche mit dem Postludium wiederholt in Wien dargeboten wurde. Die eigentlich erste Anregung gab aber Herr Hofrat Dr. Franz Berger; ihm ist auch die Fortsetzung zu ver¬ danken. Er veranlaßte mich zur Komposition der reizenden Gedichte Adalbert Stifters, die unbegreiflicher Weise unvertont geblieben sind und einzig und allein in den alten Stifter-Ausgaben enthalten waren. Mögen diese reizenden Kleinode der Kunst Adalbert Stifters, wie z. B. das so echt kindertümliche „Leben“ zu wirklich neuem Leben erstehen, wenn es aus Kindesmund erklingt. Wie ergreifend wirkt „Des Todes Wiegenlied“! Wie oft wird das Stifter-Wort zitiert: „Was 53
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