OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter die Uraufführung der „Elisabeth-Messe“ op. 216 für zwei Frauenstimmen und Orgel in der Minoritenkirche. Derselbe Künstler spielte ferner auf der Bruckner¬ orgel in St. Florian die „Österreichische Orgelsonate“ op. 220 a. Große Erfolge für Neuhofer errangen in Steyr sein ehemaliger Schüler Franz Wegscheider mit dem von ihm geleiteten „Steyrer a-cappella-Chor“, sowie Musikdirektor A. Wein¬ schenk, der u. a. mit dem Steyrer Musikvereinsorchester die Orchesterwerke op. 173 b „Sinfonietta“ und op. 220 „Sinfonia austriaca“ aufführte. Das zuletzt genannte Werk brachte Kapellmeister M. Damberger mit dem Linzer Konzertverein zu prächtiger Wirkung. Als die Neuhofergemeinde ihrem Obmann J. Pfund nach dessen Tode (18. 6. 1936) auf der Giselawarte einen Gedenkstein errichtete, widmete auch Neuhofer selbst „dem treuen Gis-Barden“ ein klingendes Denkmal in dem „Postludium samt Fuge in mem. J. Pfund“ op. 229 a. Die Übertragung dieses Orgelwerkes auf eine siebzehnstimmige Bläserharmonie op. 229b erregte beträchtliches Aufsehen in Linz bei einem Symphoniekonzert des „Städtischen Orchesters“ unter der Leitung von G. L. Jochum. Die „Maria¬ hilfmesse“ op. 232 für Soli, gemischten Chor und Orgel betrachtete der Komponist selbst zunächst als Abschluß seiner schöpferischen Lebensarbeit; sie wurde als Musteraufführung eines Landkirchenchores das erstemal bei einer Primiz in Zell an der Pram am 6. 6. 1938 gesungen. Mit der Schilderung der Entstehung und der Aufführung wichtigster Werke Neuhofers ist aus der Geschichte seines Lebens allmählich ausschließlich die Geschichte seines Schaffens geworden. Wenn dieser Aufsatz dabei den Auf¬ zeichnungen des Komponisten gefolgt ist, so ist dies ein Beweis, daß Neuhofer seine schöpferische Tätigkeit als Hauptinhalt seines Lebens angesehen hat. Ein großer Teil dieses Lebens ist auch tatsächlich ohne besondere äußere Ereignisse vorübergegangen. Im Juli 1933 trat Neuhofer nach 44jähriger Dienstzeit als Lehrer und Lehrerbildner in den verdienten Ruhestand; endlich konnte er sich ganz dem Komponieren widmen. Die Jahre der deutschen Besetzung Österreichs brachten dem Meister viele Kränkungen und Zurücksetzungen: wie konnte es auch bei einem mit der Kirchenmusik und dem österreichischen Heimatgedanken so innig ver¬ bundenen Komponisten anders sein? — Als schwerstes Leid aber mußte er den Tod seines einzigen Sohnes Dr. Franz Ferdinand Neuhofer tragen, der als Ober¬ leutnant und Batteriechef am 14. 3. 1943 an der russischen Front bei den Ab¬ wehrkämpfen um Orel fiel. Neuhofer hing sehr an ihm, obwohl der 1912 nach 15jähriger Ehe als zweites Kind geborene Sohn nichts von der musikalischen Begabung des Vaters mitbekommen hatte. Er erwählte nach der Matura das juridische Studium und trat als akademischer Staatsbeamter in den Finanzdienst. Das erste Kind, Maria Anna, geboren 1898, hingegen entspricht der schulmeister¬ lichen, musikalischen Richtung ihrer Vorfahren. Sie wurde Lehrerin und ist viele Jahre als verläßliches und begeistertes Domchormitglied tätig. In den letzten Kriegsjahren erhielt Neuhofers Schaffen neuen Auftrieb durch die Liebenswürdig¬ keit seines Freundes, des Heimatdichters Karl Mayer-Freinberg, der ihm ein 52

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