Oberösterreichische Heimatblätter Grabungen, die das bewaldete sogenannte Neue Gräberfeld, im Westen des Alten, erfaßten, als planmäßig und wissenschaftlich betrachten. Die Bergräte Hutter und Stapf führten zwischen 1868 und 1874 noch verschiedene kleinere Grabungen durch, von denen drei Gräber mit den Nummern 994 —996 zum Teil nach Wien ver¬ kauft wurden; eines dieser Gräber enthielt die berühmte gravierte Schwertscheide Wenn wir die Ausgrabungen vom heutigen Standpunkt beurteilen wollen, müßte unser Urteil zum Teil lobend, zum Teil aber auch höchst abfällig lauten Hat man doch von der Keramik, die wir heute zu den kostbarsten, chronologisch und kulturlich empfindlichsten Kennzeichen jedes Grabes zu rechnen gelernt haben und die uns wertvoller ist als manche schönste, aber als fremdes Einfuhrgut anzu sprechende Bronze, fast alle minder gut erhaltenen Stücke dem Abraum überant¬ wortet. Wie fast überall, wurden auch in Hallstatt die Tonwaren in den Gräbern meist zerdrückt aufgefunden; es gehört ja zu den erfreulichsten Überraschungen, wenn es dem Ausgräber gegönnt ist, einmal ein unversehrtes Gefäß zu bergen Damals war man geblendet vom überwältigenden Reichtum der Bronzen mancher Prunkgräber und sah in ihnen eher einen Kunst- als einen Kulturgegenstand. Was konnte dagegen ein Haufen von Tonscherben besagen, in dem man im Sinne des damals herrschenden, an klassischen Kunstgütern geschulten Geschmacks, weder ein Kunstwerk erblicken konnte, noch einen Kulturzeugen zu erahnen verstand? Man suchte und schätzte damals ansehnliche Schaustücke ganz im Sinne mancher heutigen Museumsbesucher und ein Gerät aus unscheinbarem gebranntem Ton erschien den verwöhnten Ausgräbern natürlich viel zu gering, als daß sie sich besondere Mühr gegeben hätten, es zu konservieren. Wie manchmal wird ja auch heute noch der forschende Ausgräber zur Zielscheibe des Spottes, wenn er sich um einen elenden Scherben, an dem nur er Kulturgeschichte abzulesen versteht, viel Mühe gibt und ihn sorgsam birgt und konserviert. Den alten Ausgräbern Hallstatts fehlte Vorbild und Beispiel und die Ahnung, wie weit sich die diagnostischen Methoden an den unscheinbarsten Gegenständen noch entwicklen würden. Hoch muß es ihnen daher angerechnet werden, daß sie trotz der damaligen Mißachtung der Tonware alles das auf uns brachten, was sich ohne besonderen Aufwand an Konservierungs¬ arbeiten, die man kaum verstand, bergen ließ. Auch dürfte die damalige Hebungs methode — heute verwenden wir Pinsel und Spatel — dem zerbrechlichen Gut nicht günstig gewesen sein. Die Konservierungsmethoden waren noch nicht ent¬ wickelt und dies war auch die Ursache, daß die zumeist schlecht erhaltenen Eisen¬ funde, die nach Sackens Bericht eine erhebliche Anzahl ausmachten, das Schicksal der Tonscherben teilen mußten. Noch heute ist ja die Frage der Erhaltung eiserner Antiken manchmal schwer; wie hätte man sie damals lösen können! Was könnten wir mit dem heutigen Rüstzeug der Wissenschaft aus dem Hallstätter Bestand erschließen, wenn uns alles, zum mindestens aber die gesamte Keramik erhalten geblieben wäre! Es ist kaum anzunehmen, daß eine erhebliche Anzahl von Gräbern ganz ohne Keramik gewesen ist. Die tabellarische Übersicht Sackens weist aus den ersten 933 Gräbern 1244 feststellbare Tongefäße aus, er
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