OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Unfried: Franz Neuhofer tafel angebracht werden. Bei einer der Einweihung vorangegangenen Akademie wurde von den vereinigten Männerchören Bruckners „Germanenzug“ gesungen. Mit seiner Liedertafel unternahm Neuhofer Sängerfahrten durch die Heimat, aber auch nach Deutschland und in die Schweiz; überall führte sich die Sanges¬ kunst der Mühlviertler vorteilhaft ein. — Mit Konviktsdirektor C. Wolf als erstem Geiger und seinem Vater, dessen Gesundheit sich durch spartanische Lebensweise bedeutend gebessert hatte, trieb Neuhofer viel Kammermusik. Dabei wurde er mit der damaligen „neueren Literatur“ bekannt, mit den einschlägigen Werken von Goldmark, Tschaikowsky, Borodin, Svendsen, Grieg, Dvorak und besonders mit Brahms. Die vielen Erfahrungen, die er mit dieser reichen musikalisch-praktischen Tätigkeit sammeln konnte, kamen seinem unablässigen kompositorischen Schaffen zugute. Aus dieser Zeit stammen außer den schon genannten Werken die „Elisabeth-Phantasie“ für Orgel zur Einweihung des neuen Instrumentes in der Stadtpfarrkirche, besonders aber erste Meisterchöre, von denen einige von der Linzer Liedertafel „Frohsinn“ und sogar in Wien vom Akademischen Gesang¬ verein unter Wagner-Schönkirch aufgeführt wurden. Staunenswert ist, wie Neuhofer die Arbeit, welche damals schon ein übergroßes Ausmaß angenommen hatte, bewältigen konnte. Mußte er doch hauptsächlich in der öffentlichen Volks¬ schule über 20 Wochenstunden Unterricht erteilen, war daneben Gesangslehrer am Gymnasium und Musiklehrer im Konvikte, übernahm dort dazu noch Turnen und mußte für den zeitweise schwerkranken Vater den Chordienst versehen. Trotz dieser Arbeitsüberbürdung betrug Neuhofers festes Jahreseinkommen nicht mehr als 500 Gulden. Freilich bedeuteten ihm die Musiklektionen im Städtischen Studenten¬ konvikte eine gute Einnahmsquelle, die aber im Krankheitsfalle versiegte. Er dachte daher an die Verbesserung seiner Stellung; denn er hatte 1897 mit Anna Lorenz den Bund fürs Leben geschlossen und ein Jahr später Familienzuwachs durch ein Töchterchen Mimi erhalten. So griff er mit beiden Händen zu, als sich ihm Gelegenheit bot, den Ort seiner rastlosen Tätigkeit nach Linz zu verlegen. Gymnasialdirektor Christoph Würfl berief ihn telegraphisch in die Landeshaupt¬ stadt als Nachfolger des am 23. Oktober 1903 plötzlich verstorbenen Gesangs¬ lehrers am Linzer Gymnasium und an der Realschule, Friedrich Arnleitner. Daneben wurde er als Lehrer zunächst an der Neustädter- und später an der Spittelwiese-Schule verwendet. Neuhofers Tätigkeit in Linz erfuhr zu dem geschilderten Ausmaß sehr bald eine Erweiterung. Er wurde zweiter Chormeister zuerst im „Männergesangverein Sängerbund“ (vom 27. 9. 1904 bis 20. 4. 1909), dann nach der Zusammenlegung dieses Vereines mit der „Liedertafel Frohsinn“ zweiter Chormeister in dem neuen Verein „Sängerbund Frohsinn“ (20. 4. 1909 — 4. 10. 1912). Noch wichtiger aber war die Bestellung zum Domorganisten. Nach der Übersiedlung Neuhofers begann Domkapellmeister Karl Waldeck zu kränkeln, sodaß der bisherige Dom¬ organist Ignaz Gruber provisorisch den Domchor leiten mußte. Neuhofer spielte dabei aushilfsweise die Domorgel, wurde dann nach dem Tode Waldecks (25. 3.

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