OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter musikalischen Schmuck mit heimatlichen Weisen besorgenden Studentenorchester unter Leitung von Franz Nossi, gleichfalls einem Lehramtskandidaten, der später Hofkapellmeister und Chordirigent der Wiener Staatsoper werden sollte. 1889 legte Neuhofer die Reifeprüfung ab, wurde kurze Zeit als provisorischer Aushilfsunterlehrer in Schenkenfelden verwendet und kam dann im September 1889 als Personalunterlehrer für seinen Vorgesetzten, Bezirksschulinspektor Anton Schopper, in seinen Heimatort Freistadt. Schon im Oktober wurde er zum Chor¬ meister des Männergesangvereines Freistadt gewählt. Zu Maria Lichtmeß 1892 wurde er nach Leopoldschlag versetzt, wo er sich auf die Lehrbefähigungsprüfung, die er schon im Mai 1892 ablegte, und sodann auf die Musikstaatsprüfung vor¬ bereitete. Als Lehrbücher in Harmonielehre und Kontrapunkt verwendete der Autodidakt den dreibändigen Simon Sechter, die einschlägigen Werke von Habert, Richter, später Jadassohn, Hauptmann, Thuille und die Instrumentationslehre von Hektor Berlioz. Diese Studien befähigten den Komponisten zu seinem ersten großen Werk, der Kantate „Ermutigung“ (A. Mahlmann) für Soli, Chor und Orchester, die er seinem Vater, der damals schon kränkelte, zum Troste widmete. Schon im September 1892 kam Neuhofer wieder nach Freistadt zurück. Im April 1895 legte er die Musikstaatsprüfung in Wien ab, worauf ihm vom Landes¬ schulrat die Stelle des Gesangslehrers am Freistädter Gymnasium zugesprochen wurde, die er schon einige Zeit in Vertretung seines schwer herzkranken Vaters ausgefüllt hatte. Unter diesem war der Schulchor aus dem Nichts entstanden und auf eine achtbare Höhe geführt worden. Der Sohn brachte ihn auf 100 Sänger, was für die kleine Anstalt viek bedeutete, und gliederte ihm ein Schülerorchester an, mit dem er vor allem leichtere Symphonien von Haydn und Mozart aufführte Auch größere Chöre mit Orchesterbegleitung konnten wiedergegeben werden, Rombergs „Lied von der Glocke“, Psalmen von Mendelssohn und Niels Gade oder als Uraufführungen die in Freistadt entstandenen Werke von Neuhofer selbst und zwar die Kantate „Ermutigung", die größeren Chöre „Wintertrost und „Sommerabend in der Heimat“. Bei diesen Gelegenheiten trat der Ober gymnasiast Emil Schipper als Solist erfolgreich hervor, der später als Kammer¬ sänger der Wiener Staatsoper sehr bekannt werden sollte. Sein Vater, damals Rektor der Wiener Universität, Hofrat Dr. Schipper, wohnte den Akademien ge legentlich als Zuhörer bei und ermunterte den strebsamen Gesangslehrer, an ein größeres Betätigungsfeld zu denken. Die Befürwortung dieses einflußreichen Mannes bei der Bewerbung um die Stelle des Vorbereitungslehrers am Staats¬ gymnasium in Cilli blieb erfolglos, weil die politischen Verhältnisse sich hindernd in den Weg stellten. — Die Schubert-Jahrhundertfeier gab Anlaß zu einem für Freistadt großen Konzert, bei dem Neuhofer den Chor des Männer¬ gesangvereines und den Gymnasialchor zu einen stattlichen Klangkörper von 150 Sängern vereinte. Aus dem Erträgnis konnte, einem Lieblingswunsch Neuhofers entsprechend, an der ersten Wirkungsstätte Anton Bruckners, der ein Jahr zuvor in Wien verstorben war, am Schulhaus in Windhaag eine Gedenk¬ 46

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