OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Krenn: Hallstatt dessen Kosten den Hauptstock des Gräberfeldes hob und dadurch seinem Namen in der Wissenschaft ein dauerndes Denkmal setzte: Johann Georg Namsauer, ge¬ boren 1797 zu Hallstatt, gestorben 1876 zu Linz, von 1832 bis 1864 Bergmeister zu Hallstatt. Im November 1846 wurde bei der Eröffnung einer Schottergrube ein Grab angefahren. Namsauer erkannte die Bedeutung des Fundes, deckte in den nächsten Tagen 4 Quadratklafter Boden auf und fand die ersten 7 Skelettgräber. In der Zeit vom November 1846 bis 23. September 1863 hob Ramsauer auf dem Ge¬ lände des sogenannten Alten Gräberfeldes westlich vom Rudolfsturm zwischen dem Abhang des Niedern Siegkogels und dem Bergweg 980 Gräber, wobei 2500 Qua¬ dratklafter Boden umgegraben wurden. Im Sommer 1864 grub Bergrat Gustav Schubert noch weitere 13 Gräber, Nummer 981 — 993 aus, so daß sich aus dieser Grabungsperiode 538 Skelettgräber (einschließlich 13 Teilverbrennungen) und 455 Brandgräber ergaben. Ramsauer führte über seine Grabungen genaue Proto¬ kolle mit Zeitangabe, Grabnumerierung, Beschreibung der Fundumstände und der Funde. Das war ein für die damalige Zeit unerhörter Fortschritt, der mit vollem Recht einen neuen Forschungsabschnitt einleitete. Diese Protokolle, die, im Original und mehreren Abschriften, in Wien, Linz und St. Germain en Laye er¬ halten sind, wurden bisher nicht veröffentlicht und bei späteren Arbeiten nur zum Teil benützt. Der Steiger Isidor Engel, der von Anfang an bei den Grabungen mitarbeitete, fertigte bei der Eröffnung Zeichnungen der Gräber mit der genauen Lage der Funde an. Außerdem wurden zahlreiche genaue Grabungspläne und Farbskizzen der numerierten Funde in halber oder natürlicher Größe von seiner meisterlichen Hand entworfen. Die heutige Zeit, die die bildliche Festhaltung einer Ausgrabung als Selbstverständlichkeit ansieht, muß den Weitblick dieser archäolo¬ gisch ungeschulten Männer mit Bewunderung anerkennen. Namsauer verzeichnete auch die meisten Fundstücke, die als Geschenke an hoch gestellte Grabungsgäste ab¬ gegeben wurden. Aber trotz der gewissenhaften Buchführung Ramsauers wird sich die Zahl der Gräber nie genau feststellen lassen; er sagt selbst, daß man anfangs die Leichenbrände nicht zu erkennen verstand. Nach Abschluß dieser durch 18 Jahre hindurch fortgesetzten Grabungen, die den Hauptstock des Hallstätter Bestandes lieferten, schien die Anteilnahme zu erlahmen. Mit dem Aufhören der planmäßigen Grabungen des Antikenkabinetts traten manche Unordnungen und Mißstände auf, so daß sich beinahe die Verhält¬ nisse vor 1846 zu wiederholen schienen. Es machte sich Verwilderung und Fund¬ verschleppung breit. Zahlreiche Privatsammler, fremde Sammlungen und Museen veranlaßten und unternahmen Grabungen, deren Ergebnisse nicht immer gewissen¬ haft erfaßt wurden. Auch in dieser Zeit muß viel Hallstattgut in alle Welt ver¬ schleppt worden sein. Von 1871 —1877 veranstaltete das Linzer Museum au seine Kosten größere Grabungen unter der Leitung von Bergrat Schubert und ab 1872 unter Bergrat Stapf. Es kamen dabei 175 Gräber mit 1300 Stücken nach Linz. Da die Protokolle und Aufnahmen von Engel besorgt wurden, kann man die

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