Pfeffer: Ein Fabriksbau der Barockzeit des Arbeitshauses und der Tuchfabrik bis 1918 als Pionierkaserne verwendet. Seither dienen sie als Wohnhäuser; durch den Aufbau eines dritten Geschosses mit eingebauten Mansardenwohnungen nach dem Ende des ersten Weltkrieges ist das Aussehen der alten Fabriksbauten verändert. Nach der 1838 erfolgten Auflassung der Erzeugung von Schafwollzeugen und Tuchen wurde die Steinbrücklmühle in Kleinmünchen verkauft, das Hauptgebäude, das Zwirnhaus und Kurzenstöckl, für die auch die Verwendung als Hauptzollamt oder Amtsgebäude für andere Dienststellen zur Erörterung stand, gingen 1840 an die Militärverwaltung über und wurden als Infanteriekaserne eingerichtet. Gegen¬ wärtig dient die Fabrikskaserne als Flüchtlingslager. Der Glockenturm des Haupt¬ gebäudes wurde Kapelle, später Depot. Nach 1918 wurde der durch einen Sturm beschädigte obere Teil abgetragen, der Restbau neu eingedeckt, die Inschriften wur¬ den erneuert; im letzten Krieg, durch den die Fabrikskaserne mehrere Bomben¬ treffer erhielt, ist der Turm zur Ruine geworden. Weiterhin in industrieller Verwendung blieben ab 1840 nur die einstige Zweite Färberei, das Tischlereistöckl und einige Nebengebäude, wo die Erzeugung von Teppichen und Schafwolldrucken weiterbetrieben wurde. In die Teppichfabrik hielt noch die Dampfkraft ihren Einzug; in der einstigen Färberei wurde 1840 eine 4 PS-Dampfmaschine zum Betrieb einer Reihe von Maschinen aufgestellt. Alle Arbeitsräume wurden mit Meißnerscher Warmluftheizung beheizt. 1850 wurde auch dieser letzte Zweig des einstigen großen Unternehmens aufgelöst und das Gebäude der Teppichfabrik der im selben Jahr gegründeten Linzer Tabakfabrik übergeben. Hier war zunächst der gesamte Betrieb der Tabakfabrik untergebracht (Abb. 7.) Vom Gebäude der Teppichfabrik ausgehend, entwickelten sich die Bauten der Tabakfabrik zu einer neuen ausgedehnten Industrieanlage. Auf dem Holzlager¬ platz der Wollzeugfabrik entstanden 1855 das Verwaltungsgebäude, 1898 das Fabrikatenmagazin, 1902 das neue Zigarrenfabriksgebäude; das Gebäude der Tep¬ pichfabrik, dessen Mansardendächer 1895/96 fielen, diente weiter der Nauch- und Fülltabak- und schließlich der Zigarettenerzeugung. Die Neubauten der Tabakfabrik, die seit 1889 erfolgte Zuschüttung des Fabriksarmes und die Kanalisierung der Ludl haben das einstige Fabriksgelände der Wollzeugfabrik gründlich ver¬ ändert. Der 1929 begonnene Bau der neuen Tabakfabrik ließ in unmittelbarer Nähe der alten Wollzeug- und Teppichfabrik eine neue, gleich der alten Fabrik in ihrer eindrucksvollen Größe und technischen Einrichtung in Österreich einzigartige Industrieanlage erstehen. Im Zusammenhang mit dem Neubauplan der Tabak¬ fabrik wurde 1936 die einstige Teppichfabrik mit ihren Nebenbauten abgerissen. Ihr Baugelände diente teilweise zur Eröffnung der Gruberstraße. Ein anschauliches Bild der Bauanlagen der einstigen Wollzeugfabrik vermittelt ein von der Linzer Werkstätte V. Lach hergestelltes Modell der Werksbauten, von dem sich je ein Stück in der technikgeschichtlichen Abteilung des Oberösterreichischen Landesmuseums und im Museum österreichischer Kultur in Wien befindet. 43
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