OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter fabrik wurde im Wiesengebäude, die Teppichfabrik in der Zweiten Färberei ein¬ gerichtet. Mitentscheidend für diese Betriebsumstellung war die angesichts des seit der Mitte des 18. Jahrhunderts unaufhaltsam vordringenden Maschinenbetriebes ungünstige örtliche Lage der Fabriksgebäude abseits ausnützbarer natürlicher Wasserkräfte. Schon 17 2 hatte Sorgenthal auf einer Studienreise in Laibach die Vorteile der Wasserkraft für die Textilfabriken kennen gelernt, er wollte bereits in diesem Jahre einen Kanal von der Donau ableiten und zum Betrieb einer Spinnmaschine mit 100 Spindeln und einer Walke benützen. Die großen Neu¬ bauten von 1773/74 drängten diesen Plan zurück. 1810 verfügte die Fabrik über 10, 1811 bereits über 40 Feinspinnmaschinen, die durch ein mit Pferden oder Ochsen betriebenes Mühlwerk (Roßmühle) angetrieben wurden; die Stallungen für die Mühlpferde befanden sich im rückwärtigen Anbau des Zwirnhauses. Da der Pferdebetrieb zu teuer war, verfolgte man neuerlich den Plan einer Wasser¬ kraftanlage. Der Fabriksarm kam wegen seines wechselnden Wasserstandes und der häufigen Überschwemmungen und Eisstöße nicht in Frage; die Anlage eines Donaukanals aber wurde wegen der hohen Kosten nicht mehr in Erwägung ge¬ zogen. Direktor Josef von Lacasa (1805—11) wollte dafür an der Traun ein neues Fabriksgebäude errichten und kaufte 1811 die bisher gepachtete Steinbrückl¬ mühle. Die hohen Baukosten (166.522 fl) verhinderten die Verwirklichung des Planes, 1813 wurden in der Mühle lediglich eine Tuchwalke, Schleiferei, Farb¬ holzschneidemaschine, Tuchrauhmaschine und Waschmaschine eingerichtet. Der An¬ schluß an die Traunlinie, deren Wasserkräfte vom 19. Jahrhundert an zur Grund¬ lage der neuzeitlichen Textilindustrie Oberösterreichs wurden, war nicht geglückt. Haupt- 1829 standen folgende Werksbauten der Fabrik in Verwendung: gebäude (13 Materialmagazine, 18 Werkstätten und Arbeitsstuben,Färberei, Kantine, 8 Beamtenwohnungen, 4 kleine Werksleutewohnungen, Fabrikskapelle); Kurzenstöckl (Wohnung des Rechnungsrates und eines Geschirrknechtes); Zwirner¬ stock (6 Werkstätten, 2 Wohnungen); Tuchfabrik einschließlich Arbeitshaus (26 teils für die Zeugfabrik, zum größten Teil aber für die Tuchfabrik verwendete Werk¬ stätten und Magazine); Zweite Färberei (Teppichmanufaktur mit 9 Werkstätten und Magazinen, Färberei und Färberwohnung); Dritte Färberei oder Tischlerei¬ stöckl (Tischlerei, Tischler- und Zimmerpolierswohnung); Schlosserei und Woll¬ manipulationswerkstätte nebst der Portierswohnung 20). Infolge des Rückganges der Erzeugung wurden 1829 die Fabriksgebäude an der Honauerstraße, das Arbeitshaus, die Tuchfabrik und die Schlosserei aufgelassen und die dort untergebrachte Werkstätten ins Hauptgebäude und in die Zweite Fär¬ berei verlegt. Das Arbeitshaus wurde wieder eingerichtet und 1836 eröffnet, die Tuchfabrik 1833 als Kaserne in Benützung genommen und mit der Wasserkaserne vereinigt. Nach Auflassung des Arbeitshauses im Jahre 1849 wurden die Gebäude 20) Aus dem Jahr 1829 stammt ein in der Landesbaudirektion gezeichneter Fabriksplan („Geometrische Darstellung sämtlicher Realitäten der k. k. Wollenzeug Tuch und Teppich Fabrik zu Linz", 23. 9. 1829) im o. ö. Landesarchiv. 42

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