OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter fabrica erecta, 1726: ampliato veteri aedificio, 1772: hinc . .. novorum aedificiorum exstructio). 1798 wurden diese Inschriften erneuert, wobei in die Schlußinschrift mit dem kaiserlichen Doppeladler der Hinweis auf die 1795/96 neu aufgenommenen Erzeugungszweige eingefügt wurde. Die Namen der Bauherren dieser Vergrößerungsbauten, Franz und Maria Theresia, sind auf den Wappen¬ kartuschen über den donauseitigen Toren des Hauptgebäudes angebracht. In diese Jahre fallen auch Sicherungsbauten am Fabriksarm, der unmittelbar an der Zeugfabrik und Zweiten Färberei vorüberfloß. Er diente bei höherem Wasser als Schiffahrtsweg der Gegenzüge, beladene Schiffe konnten bis zur Fabrik zufahren. Bei Hochwasser und Eisgang war das Fabriksgelände durch das Aus¬ treten des Fabriksarmes und der Ludl schwer gefährdet. 1775 —78 wurden feste Ufermauern erbaut, 1787 wurde zwischen Wasserkaserne und Ludlmündung eine doppelreihige Kastanienallee angelegt, deren Bäume aus dem Hofgarten von Schönbrunn gespendet worden waren. Der Maria Theresianische Fabriksbau (Abb. 5) konnte mit Recht als „eines der herrlichsten Gebäude in Linz“ bezeichnet werden 15). Seine älteste Abbildung findet sich auf dem Warenzettel der Fabrik 16). 1777 berichtet ein Reisender 17): „Zu Linz sah ich die dortige kaiserliche Wollen Manufactur ... Sie übertraf alle meine Erwartung. Ein prächtiges Gebäude an der Donau, das einem Palaste gleich sieht, enthält nunmehr eine Fabrik, die 40.000 Menschen ernährt, und bei aller ihrer Größe mit einer unglaublichen Ordnung und Reinlichkeit prangt. Man sieht darinn überall neue vortrefliche Maschinen, und solche Anstalten, die von einer außerordentlichen Vorsorge zeugen .... 1785 erhielt die Fabrik ein drittes großes Gebäude zugewiesen, das Zwangsarbeitshaus. Schon 1730 hatte die Orientalische Kompagnie der oberösterreichischen Landesregierung die Errichtung eines solchen Arbeitshauses vorgeschlagen, dessen Insassen zur Arbeit für die Fabrik herangezogen werden sollten. 1775 kaufte das Land Gründe des oberen Rendlhofes und erbaute hier bis 1778 einen zweigeschossigen Vierkantbau mit Arkadenhof (heute Honauer¬ straße 8 — Ludlgasse 9) als Arbeitshaus. 1785 wurde das Arbeitshaus in das aufgelassene Kloster Baumgartenberg verlegt, der dadurch freigewordene Bau der Fabrik zugewiesen und für die Wollverarbeitung, hauptsächlich für die Kämmerei eingerichtet. 1786 wurde zwischen der Zweiten Färberei und der Ludl die Dritte Färberei errichtet, die jedoch 1789 wieder aufgelassen wurde; das Gebäude diente sodann als Leimsiederei und Tischlerei (Tischlereistöckl). Ein an der heutigen Honauerstraße neu errichtetes Magazingebäude wurde zuerst als Kohlenschuppen, später als Kardentrocknungshütte verwendet 15) de Luca, Landeskunde, Bd 4 S. 130. 16) Ein solcher Warenzettel aus dem Jahre 1774 ist abgedruckt bei Dreger, S. 291. Die Darstellung weist irrtümlich einen turmgekrönten Querflügel auf. 17) Dreger, S. 296. 18) Die von der Fabrik benötigten Weberkarden, 150.000 Stück im Jahr, wurden in den Fabrikshöfen, bei der Steinbrücklmühle und an sonstigen Orten angebaut. 40

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