Pfeffer: Ein Fabriksbau der Barockzeit der Schießstatt wurde verpachtet. Über die Umgebung der Fabrik wurde aus Gründen der Feuersicherheit Bauverbot verhängt. 1759 wurde die im Hauptgebäude beim Haupttor eingerichtete Fabriks¬ kapelle eingeweiht, in der vor der josefinischen Reform täglich, nachher an Sonntagen Messe gelesen wurde. 1764 wurde östlich des Hauptgebäudes ein zweiter zweigeschossiger Vierkant¬ bau errichtet, die Zweite (neue, untere) Färberei (1795 unteres Farb- und Gespunstmagazinsgebäude, später Tuchmacherei, schließlich Teppichfabrik genannt). Ihr dem Hauptbau zugekehrter Südwestflügel mit dem Haupteingang enthielt die durch ihren kurzen Fabrikschlot gekennzeichnete Färberei, in einem in den Hof hineinragenden Anbau war die Blauerei und Farbbereitung untergebracht.Jm Nordwestflügel wurde in zwei großen Fabrikssälen für 400 Arbeiter die Kämmerei, ferner die Kämmemacherei und Wollschlägerei eingerichtet. Der Südostflügel ent¬ hielt im Erdgeschoß das Waschhaus (Garn- und Stückwäscherei) und darüber den neuen, 2 Stockwerke hohen, mit Jalousien versehenen Sommertrockenboden (Abb. 6) Das Hauptgebäude, die Zeugfabrik, erhielt unter Direktor Konrad Sörgel von Sorgenthal (1771 — 1805) in den Jahren 1773/74 die heutige Gestalt. Der Bau erhielt ein drittes Geschoß, nur der Südostflügel blieb zweigeschossig.Zur Vergrößerung der Dachböden, die als Wollmagazine dienten, wurden auf den Nordwest- und Südostflügel die noch heute erhaltenen französischen, durchbrochenen Dachstühle (Mansarddächer) mit Doppelböden aufgesetzt. In diesen um das ganze Gebäude ziehenden Wollböden, deren mächtige Dachzimmerung sehenswert ist, lagerten ständig einige tausend Zentner Wolle. Zur Zeit der Franzosenbesatzung im Jahre 1809 dienten die Doppelböden, deren Stiegen abgebrochen und deren Eingänge verschlagen wurden, als sichere, von den Franzosen nicht entdeckte Ver¬ lagerungsorte wertvoller Vorräte der Fabrik. Auch das Zwirnhaus erhielt 177 ein drittes Geschoß; ab 1774 wurden hier neben den älteren Trommelmühlen Filatorien (Zwirnmühlen) italienischer Bauart aufgestellt. 1775 wurde die mit der Erbauung der neuen Sommertrockenanlage in der Zweiten Färberei über¬ flüssig gewordene Trockenanlage im Hof der Zeugfabrik abgerissen. Mitten im Hofe wurde ein rechteckiger, an den Ecken abgerundeter Glocken- und Wacht¬ turm errichtet. Er enthielt eine Uhr und zwei Glocken, die zu den Avezeiten geläutet wurden, und diente zugleich als Feuerwachturm. Die Löschgeräte der Fabriksfeuerwehr und die ständige Feuerwache — die Nachtwächter mußten in den Fabrikshöfen die Stunden ausrufen — waren hier untergebracht. Als künst¬ lerischer Schmuck wurden 1775 auf den vier Seiten des Glockenturms 4 Wappen mit lateinischen Inschriften 14) angebracht, die die Geschichte des Unternehmens unter seinen vier Besitzern (Sind, Armenhaus, Orientalische Kompagnie, Staat) festhielten; sie nahmen auch auf die Baugeschichte der Fabrik Bezug (1672: haec 1) Abgedruckt bei de Luca, Landeskunde, Bd 4 S. 135 ff., B. Pillwein, Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz (1824), S. 283 ff. Eine Abschrift mit (farbigen) Kopien der Wappen befindet sich im Wiener Hofkammerarchiv. Dreger S. 291. 39
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