OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter In den folgenden Jahren erfolgten unter der Kompagnie noch einige kleinere Bauführungen. 1726 wurde die Steinbrücklmühle in Kleinmünchen gepachtet und dort eine Walkmühle eingerichtet. 1737 kaufte die Kompagnie vom Spitalamt das westlich der Fabrik gelegene Pohlsche (Pollische) Haus oder Lambl (Lamm)wirts haus samt Wiese, dehnte damit das Werksgelände bis zur heutigen Honauerstraße aus und erbaute hier nahe dem Hauptgebäude ein kleineres Fabriksgebäude für die Zwirnerei. Das Pohlsche Haus, auch Pehn-, Beamtenstöckl oder wegen seiner Kleinheit Kurzenstöckl genannt, das der Gärtner Georg Pohl 1720 erbaut und in dem er eine Gastwirtschaft eingerichtet hatte *), wurde als Wohn haus des Fabriksdirektors eingerichtet. Das ursprünglich zweigeschossige Zwirn haus (Zwirnerstöckl, Zwirnereistock) mit einem rückwärtigen Anbau, das spätere Musikstöckl der Fabrikskaserne, hat eine unregelmäßige Lage zum Hauptgebäude, springt etwas gegen die Donau vor und beeinträchtigt die Wirkung des Haupt¬ baues, was schon von Zeitgenossen der Erbauung bedauernd festgestellt wurde. 1742 war bei der Belagerung von Linz durch die Österreicher das Fabriks¬ gelände in den Verteidigungsgürtel der Bayern und Franzosen einbezogen, die zwischen Fabrik und Ludlmündung eine Schanze anlegten1 Den Fabriksbau der Orientalischen Kompagnie, Zeugfabrik und Zwirnhaus zeigt der Linzer Stadtplan um 1730 11), eine Abbildung findet sich auf einem um 1750 entstandenen Linzer Stich von J. B. Werner — M. Engelbrecht, der die Donauansicht der Stadt von Osten mit der Straßerinsel, allerdings beträchtlich verzeichnet, wiedergibt (Abb. 4). Die bedeutendste bauliche Ausgestaltung der Fabriksanlagen stellen die Bauten der Staatsfabrik unter Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josef II. dar. 1754 wurde das Werk in die Staatsregie übernommen und als k. k. Aerarialfabrik weitergeführt. Unter Direktor Franz Paul von Stegner (1754 — 1771) wurde das Fabriksgelände neuerlich vergrößert; nach dem Brand der Wasserkaserne und des anschließenden Stadtviertels im Jahre 1755 kaufte die Fabrik acht zwischen dem Fabriksgebäude und der Wasserkaserne gelegene Häuser (Brandstätten) mit den zugehörigen Wiesen 12), darunter die bürgerliche Schieß stätte 13), die gleichfalls abgebrannt war. Damit reichte das Fabriksgelände von Kaiser- der Ludlmüdung bis zum „Platzl", dem Straßenstern Fabriksstraße¬ gasse — Kaserngasse. Die erkauften Häuser wurden niedergerissen, das Gelände 9) H. Kreczi, Linzer Häuserchronik (Linz 1941), Nr. 265. 10) Plan der Beschießung der Stadt Linz 1742 von F. A. Knitl. 1) Dadurch wird die Angabe bei Leithner- de Luca, das Zwirnhaus sei erst 1753 erbaut worden, berichtigt. 12) Die Häuser des Peter Mitterlachner, Bartholomäus Glockner, Ignaz Jungwirth, Schmidtbauer (3 Häuser), die bürgerliche Schießstätte, die Spital-, Jungwirth-, Schmidtbauer¬ und Haybergerwiese. Für Glockner mußte die Fabrik als Ersatzbau die vermutlich gleichfalls gekaufte Liechtenauer-Brandstätte aufbauen. Kreczi, Häuserchronik, Nr. 262, 263, 266, 267. 13) Sie bestand hier seit 1640. Das Schießhaus lag hinter den Häusern Kaisergasse 1—5, die noch lange die Bezeichnung „Auf der Schießstatt“ führten, die Scheiben befanden sich an der Stelle des heutigen Hauses Fabrikstraße 30. 38

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