OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Pfeffer: Ein Fabriksbau der Barockzeit an den Fabriksarm, Preßhaus und Trockenboden an die Ludl zu liegen kamen. Der Südost- und Südwestflügel des Neubaues wurde zuerst in Angriff genommen, jedenfalls, um zunächst einen Ersatz für die abzubrechende alte Manufaktur zu erhalten. Der Südostflügel, das Preß- und Manghaus mit dem Winter¬ trockenboden, dessen erster Teilbau neben dem noch bestehenden alten Fabriks¬ gebäude bereits auf dem erwähnten Plan der Straßerinsel, allerdings nicht ganz richtig, eingezeichnet ist, mußte wegen des lockeren Grundes am Ludlufer auf „Bürsten“ (Piloten) gesetzt und der Boden überdies hin und wieder mit Kalk gehärtet werden; an der Nordecke dieses Flügels wurde der Grundstein versetzt. In den großen gewölbten Sälen des Erdgeschosses wurden die Presse und die Ende 1725 errichtete, 1300 Zentner schwere, mit einem Pferd betriebene Mange auf¬ gestellt. Im 1. Stock lag der Wintertrockenboden, wo eine aus zwei gegeneinander laufenden Heizkanälen bestehende Warmluftheizungsanlage zum Trocknen der aus der Wäsche und Färberei kommenden Ware eingerichtet wurde. Den übrigen Teil des Gebäudes nahmen gewölbte Warenmagazine ein. Der Südwestflügel enthielt die Erste (alte, obere) Färberei und das Küpenhaus (Blaufärberei); in der Färberei waren um den weiten, runden Schornstein, dessen Bau im Gebäude der Fabrikskaserne (Nordwestecke) noch erhalten ist, die 12 teils in Kupfer ge¬ schlagenen, teils aus englischem Zinn gegossenen Farbkessel eingemauert, von denen jeder durch eine eigene Wasserleitung mit dem großen kupfernen Wasserreservoir verbunden war. Der Nordostflügel enthielt eine Färbereiwerkstätte, die Appretur und Warenmagazine. Der nach Abtragung der alten Fabrik errichtete, mit zwei Toren versehene Nordwestflügel, der Verwaltungsbau der neuen Fabri nahm Comptoir, Kasse, Buchhaltung und Registratur auf. Den großen Fabrikshof füllte der aus Holz gebaute, schindelgedeckte Sommertrockenboden aus, der das Gebäude verfinsterte und überdies eine schwere Feuersgefahr bildete. 1726 war das „völlig außgefertigter stehende große und solide gebäu, seinesgleichen an guter und zu einer so großen Manufactur allerdings erforder¬ lichen Einrichtung in Europa nicht hat“ 7), vollendet. Die mächtige Anlage, die den ganzen Raum zwischen Fabriksarm und Ludlarm einnahm, gehört in die Reihe jener weiträumigen Linzer Vierkantanlagen mit großen Innenhöfen, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im freien Gelände der noch unverbauten Vorstädte und an deren Hauptstraßen errichtet wurden: Ursulinenkloster (1708); Karmelitinnenkloster, heute Kloster der Barmherzigen Brüder (1710), Krems¬ münsterer Haus, heute Bischofhof (1721—1726), Prunerstift (1734—40), Elisabethinenkloster (1746 — 49). Ein vermutlich aus dem Jahre 1731 stammen¬ der Bericht 3) besagt über die Linzer Fabrik: „Diese von der Orientalischen Com¬ pagnie angelegte und sehr herrlich erbaute Fabrique hat dem sumptuosen Gebäu und Structur nach seine eigene Meriten, und diesen nach nichts auszusetzen, wann darinnen die viel aufgewandte unnöthige Unkosten wären menagiret worden“ 7) Dreger, S. 296. 8) Hofmann, Beiträge, S. 429.

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