Pfeffer: Ein Fabriksbau der Barockzeit der Donau fortgeführtes Gebäude von einem Geschosse, nach einem kleinen Zwi¬ schenraum stand ein mit hölzernen Latten verschlagener Drückerboden 3), und etwelche Schritte davon das kleine Farbhaus“. Diese älteste Fabriksanlage zeigt ein Plan *) des unteren Wörths und des auf der Straßerinsel 1721 errichteten Militärlagers (Abb. 2). Die Bauten der „Fabrica“ sind hier als vierkantähnliche, rund 80 m lange Gebäudegruppe eingetragen, in der wir donauseitig den Trocken¬ boden und das Farbhaus, dahinter das kleine Verwalterstöckl und den anstoßenden Längsbau erkennen können. Zur Fabrik gehörte auch eine Walk-, Säge- und Mahlmühle in Traun. Für die Fabrik arbeiteten als Kämmer, Kardätscher und Spinner die Insassen des Wiener Armenhauses in der Alserstraße, das die Fabrik 1716 von den Nachkommen Sinds erwarb und bis 1722 betrieb. Die siegreiche Beendigung der Türkenkriege, die eine hohe Blütezeit der öster¬ reichischen Wirtschaft und damit einen mächtigen Aufschwung der Bautätigkeit ein¬ leitete, gab auch den Anstoß zum großzügigen Neubau der Linzer Woll¬ zeugfabrik. Zur Förderung des österreichischen Balkanhandels wurde 171 die Orientalische Handelskompagnie gegründet, die das Privileg erhielt, neue Fabriken in den kaiserlichen Ländern zu errichten oder die bereits vorhandenen „fürnemlich ad usum Orientalium zu melioriren“. Neben anderen österreichischen Industriebetrieben erwarb die Kompagnie 1722 auch die Linzer Fabrik. Um die bisher im Wiener Armenhaus verlegten Arbeiten in Linz durchführen zu können, pachtete die Kompagnie zunächst das der Fabrik benachbarte ehemalige Grunde mannsche Schlössel, den Freisitz Eggereck an der Ludl, und richtete hier die Woll¬ klauberei, Wollschlägerei und Kardätscherei ein 5). Aber schon im Dezember 172 begann der Bau des neuen Fabrikshauptgebäudes, der heutigen Fabrikskaserne. Der Neubau ging „unter dem Baumeister Johann Michael Brunner, Maurer meister in Linz" vor sich 6). Prunner (geb. 1669, gest. 1739 in Linz), der neben J. M. Krinner bedeutendste Barockbaumeister, hat damals in Linz eine Reihe bemerkenswerter Bauten aufgeführt, darunter gleichzeitig mit dem Fabriksbau der Orientalischen Kompagnie den Bau der Deutschordenskirche, der heutigen Priesterseminarkirche, nach dem Entwurf L. v. Hildebrandts (1717 —25). Mög licherweise hat Prunner auch die Pläne zum Fabriksneubau entworfen. Der Neubau behielt im wesentlichen den Grundriß der alten Anlage bei, nur wurde die neue einheitlich zweigeschossige Vierkantanlage in ihren Ausmaßen wesentlich vergrößert, zur Gewinnung eines großen Fabrikshofes bis an den Ludlarm vor¬ geschoben und außerdem um 180 Grad gedreht, sodaß der Verwaltungsbau nun 3) Trockenboden. *) Campament in der Au welches dazumalen Ao. 1721 von denen Hochlöblichen Herren Ständen vor das Hochlöbliche Rabatinische Tragoner Regiment erbauet worden. O.-Ö. Landes¬ archiv, Plänesammlung. 5) Diese industrielle Verwendung beschloß die Geschichte des einstigen Freisitzes, der bald darauf, 1734, auf Abbruch verkauft wurde; die Bausteine wurden beim Bau des Pruner-Stiftes verwendet. 6) de Luca, Landeskunde, Bd 4 S. 129. 0. 1eu2 3.
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