Oberösterreichische Heimatblätter gebäude selbst wurde die Nohwolle in der Wollklauberei sortiert, in der Woll¬ schlägerei und Wäscherei durch Anschlagen und Waschen gereinigt, in der Kämmerei und Kardätscherei wurden durch das Kämmen und Kardätschen (Streichen, Krempeln, Kratzen oder Schrobeln) die langen und kurzen Haare von einander getrennt und geordnet; zum Teil geschah das Kämmen der Rohwolle auch in Filialkämmereien außerhalb der Fabrik. Die für die Verspinnung vorbearbeitete Wolle wurde in den zahlreichen über Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Tirol, Böhmen und Mähren verstreuten Spinnfaktoreien der Fabrik vorwiegend von der bäuerlichen Bevölkerung, aber auch von Militär und Strafgefangenen, in Heimarbeit versponnen. Die Vorbearbeitung der Gespinste für die Verwebung, das Garnwaschen und -färben, das Dublieren und Zwirnen (Zusammendrehen mehrerer Fäden), das Schweifen, Verspulen usw. geschah zum größten Teil wieder in der Fabrik, die Verwebung selbst jedoch durch die Linzer Stadt- und die ober¬ österreichischen, vor allem Mühlviertler Landweber. Die Rohwebe wurde sodann in der Fabrik in der Stückwäscherei, Walkerei, Färberei, Druckerei, Presse und Appretur fertig bearbeitet. Erst mit der fortschreitenden Einführung des Maschinen¬ betriebes wurde ein Teil der Spinnerei und Weberei, vor allem die Tuch- und Teppicherzeugung in der Fabrik selbst durchgeführt. Die Höchstziffer der in der Fabrik Beschäftigten belief sich daher nur gegen 1000, dagegen ging die Zahl der im Dienst der Fabrik stehenden Heimarbeiter in die Zehntausende. Bei den Fabriksbauten lassen sich drei Bauzeitalter unterscheiden die Bauten der Privatmanufaktur (1672— 1722), die Bauführungen Orientalischen Handelskompagnie, in deren Besitz die Fabrik 1722—54 war, und schließlich die Neubauten des staatlichen Fabriksbetriebes (1754 — 1850) Von der ältesten Anlage der Fabrik hat sich nichts erhalten. Als 1672 der Linzer Bürger und Handelsmann Christian Sind von Kaiser Leopold I. das Privileg erhielt, in Linz eine Manufaktur für Kadis und andere Ganzwollenzeuge und eine Färberei zu errichten, war für die Standortwahl der künftigen Manufaktur der damalige Hauptverkehrsweg, die Donau, entscheidend. Als Bauplatz wurde daher das Wörth gewählt, die von zwei ehemaligen Donauarmen, vom Fabriks¬ arm und von der Ludl umflossene große Donauinsel östlich der Stadt, auf der sich als „untere Vorstadt“ von Linz im engsten Zusammenhang mit dem Donauverkehr das Alt-Linzer Schiffmeister- und Speicherviertel entwickelt hatte und wo mit dem im 16. Jahrhundert errichteten Stadtbräuhaus auch die Industrie Fuß gefaßt hatte. Im untersten, gleich der Spitalau (später Straßerinsel) dem Linzer Bürger¬ spital gehörenden Teil des Wörths, im Zwickel zwischen den sich hier (bei der heutigen Haupteinfahrt der Tabakfabrik) vereinigenden beiden Donauarmen er¬ richtete Sind den ersten kleinen Manufakturbau. Er lag an der Stelle der heutigen Fabrikskaserne und bestand nach der Fabriksbeschreibung von Leithner2) aus vier Gebäuden: einem „kleinen 2 Stockwerk hohen, und bey 5 Klafter langen Haus, worin der Verwalter seine Wohnung hatte, daran stoßte ein nur nach der Länge 2) Siehe Anmerkung 1. 34
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