OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Pfeffer: Ein Fabriksbau der Barockzeit Ein Fabriksbau der Barockzeit ns Die Linzer Wollzeugfabrik Von Franz Pfeffer (Linz) In den Bauten der von 1672 bis 1850 bestehenden Linzer Wollzeugfabi besitzt Oberösterreich ein bedeutendes Denkmal der Frühzeit der österreichischen Industrie. Von den einstigen Fabriksgebäuden sind heute, mehr oder weniger ver¬ ändert, noch vorhanden das zu den bemerkenswertesten Linzer Bauten aus der Zeit Karl VI. und Maria Theresias zählende Hauptgebäude, die ehemalige Zeug¬ fabrik (heute Fabrikskaserne), ferner das Zwirnereigebäude, die Tuchfabrik, das der Fabrik zugewiesene ständische Zwangsarbeitshaus und ein kleiner, der Woll¬ vorbearbeitung und Schlosserei dienender Nebenbau. Insgesamt umfaßte die Fabrik zur Zeit ihrer größten Ausdehnung, zwischen 1789 und 1838, auf dem 26.224 m2 großen Werksgelände vier Großbauten und eine Anzahl größerer und kleinerer Nebengebäude, die ab 1722 im Laufe von sechseinhalb Jahrzehnten errichtet wurden (Abb. 1). Die Bauten des Linzer Textilwerks *) unterschieden sich, abgesehen von den Färbereien und Trockenanlagen, kaum von den nichtindustriellen Großbauten der Barockzeit, den Kloster-, Spital- und größeren Wohnbauten. Die Erzeugnisse der Fabrik, bis 1795 grobe Schafwollzeuge als billige Massenware, von da ab auch feinere Tuche und schließlich Teppiche, wurden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vorwiegend in Handarbeit hergestellt. Auch nach der Einführung einzelner Maschinen fand weder die Wasserkraft noch auch bis ins letzte Jahrzehnt des Bestandes der Fabrik die Dampfkraft im Linzer Werk Verwendung. Wichtige Zwischenstufen der Erzeugung wurden gar nicht in der Fabrik selbst durchgeführt, sie waren „verlegt", d. h. wurden in Heimarbeit ausgegeben. Im Fabriks¬ *) Baugeschichtliche Angaben, die im vorliegenden Beitrag berichtigt und ergänzt werden konnten, finden sich verstreut im zahlreichen Schrifttum über die Fabrik: V. Hofmann, Beiträge zur neueren österreichischen Wirtschaftsgeschichte, Archiv für österreichische Geschichte Bd 108 (Wien 1919); M. Dreger, Die Linzer Wollenzeug- und Teppichfabrik, Kunst und Kunsthandwerk Ig 20 (1917) S. 289—369; Die einstige k. k. Wollenzeug-, Tuch- und Teppichfabrik in Linz, Linzer Zeitung 1866 vom 26., 29.—31. 5., 2. 6.; J. Siegel, Die k. k. Teppich-Fabrik und Schafwoll¬ waaren-Druckerei in Linz, Museal-Blatt (Linz) 1840, Nr. 21, 22; V. Hofmann-Wellenhof, Die k. k. Linzer Wollenzeugfabrik im Kriegsjahre 1809, Jahres-Bericht des Museum Francisco¬ Carolinum Bd 68 (1910) S. 93—104; E. Straßmayr, Die Linzer Wollenzeug- und Teppich¬ fabrik in der Reiseliteratur, Jahres-Bericht des Museum Francisco Carolinum Bd 78 (1920) S. 19—24; F. Wieser, Die k. k. Tabakfabrik in Linz a. d. D., Fachliche Mitteilungen der öster¬ reichischen Tabakregie Heft 4 (Wien 1910) S. 125 —149. Die älteste ausführliche Abhandlung über die Linzer Fabrik ist die über Veranlassung J. de Lucas vom Fabriksbuchhalter J. K. Leithner verfaßte „Nachricht von der kaiserl. königl. Wollenzeugfabrike in Linz", die zuerst in A. L. Schlözers „Briefwechsel“ (10. Teil, 1782, Göttingen) und etwas verändert in de Luca, Landes¬ kunde und Chronik zur Gesetzeskunde des Landes ob der Enns, Bd 4 S. 126 —.159 erschien.

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