Freh: Oberösterreichs Flußgold Schließlich beginnt die Goldführung des Inns nicht erst bei der Salzachmündung, sondern bereits bei Ötting. Daß allerdings im Schwemmland oberhalb dieses Ortes nie Flußgold gewonnen wurde, entkräftet hinreichend die an sich immerhin annehmbare Möglichkeit einer unmittelbaren Zufuhr des Flußgoldes der Inn¬ schotter aus dem Oberlauf dieses Flusses. Einer Goldzufuhr aus den kristallinen Gesteinen des Fichtelgebirges, Ober¬ pfälzerwaldes, Bayrischen Waldes und Böhmerwaldes kann keine große Bedeutung beigemessen werden; abgesehen von dem Umstand, daß die Goldgewinnung an der Isar und am Inn mengenmäßig die an der obern Donau übertraf (was schon aus der einstigen Verteilung der Waschlose hervorgeht), war in den letzten Jahr¬ hunderten die Goldwäschertätigkeit an den linksseitigen Nebenflüssen der Donau praktisch zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Aus den Flüssen und Bächen des Mühlviertels findet nach den Untersuchungen Ployers eine meßbare Gold¬ zufuhr überhaupt nicht statt. Die Schotter, die als Bringer des Flußgoldes anzusehen sind, entstammen hauptsächlich den Zentralalpen. Das gleiche gilt natürlich für die Herkunft des ursprünglich in ihnen eingeschlossenen Flußgoldes, das aus den Geröllen teils durch mechanischen Abrieb, vermutlich aber auch durch chemische Umsetzungen gelöst und in diesem Falle zum Teil in bestimmten, wahrscheinlich vom Grundwasserspiegel abhängigen Horizonten wieder ausgeschieden wurde. Spätere Umlagerungen der Schotter (Hochwasserfluten) schufen dann Möglichkeiten örtlicher Zusammenschwem¬ mung und Goldseifenbildung. Die Flußgoldgewinnung, die Jahrhunderte hindurch an der Donau und am Inn ein bescheidenes Dasein gefristet hatte, erlag endgültig um die Mitte des 19. Jahrhunderts der zunehmenden Höherbewertung der menschlichen Arbeitskraft und dem ständigen Ansteigen der Lebenskosten bei sinkendem Ertrag dieses Ge¬ werbes; es lohnte sich eben nicht mehr, Gold zu waschen. Zum Erlöschen der Goldwäscherei haben wesentlich auch die Uferschutzbauten und Flußregulierungen beigetragen, die größere Umlagerungen und Bewegungen der ufernahen Schotter¬ schichten bei Hochwässern verhindern und außerdem eine Zusammenschwemmung goldführender Sande unmöglich machen, da sie die Flüsse nicht zur Aufschüttung, sondern zu ständiger Abtragung und Eintiefung zwingen 41). Nur in dem heute vom fließenden Wasser bereits abgeschnittenen alten Einzugsbereich der Donau mögen sich vielleicht da und dort vereinzelte, unbedeutende, noch in früherer Zeit entstandene Flußgoldanreicherungen befinden, die aller Voraussicht nach infolge ihrer geringen Hältigkeit und sehr bescheidenen Erstreckung eine Goldgewinnung weder mit Waschgeräten alter Art noch mit modernen Anlagen lohnen würden und daher wirtschaftlich bedeutungslos sind. *) Auf den Einfluß von Uferschutzbauten ist vermutlich auch das auffallende frühe Absinken der Goldführung der Isar zurückzuführen, das, wie die Anzahl der in Bayern ausgegebenen Waschpatente und deren Verteilung auf Donau, Inn und Isar erkennen läßt, bereits zu Ende des 18. Jahrhunderts eingesetzt hat. 31
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