OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter eine alte Goldwäschertätigkeit; jedoch deuten vereinzelte Spuren 30) darauf hin, daß in vergangenen Zeiten dort zumindest versucht wurde, Flußgold zu gewinnen. Die Gesamtmenge des im Verlauf der letzten Jahrzehnte aus dem Schwemm¬ land des Inn und der Donau gewonnenen Goldes läßt sich infolge der sehr lückenhaften Angaben kaum abschätzen. Stellt man an diesen Flüssen mit Rücksicht auf das zeitweilige Ruhen der Goldwäscherei eine durchschnittliche Jahresausbeute von nur 50 Gramm in Rechnung, so ergibt dies für die Zeit vom Ende des fünf¬ zehnten bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts fast 20 kg. Da sicherlich ein erheblicher Teil des gewonnenen Goldes nicht an die Einlösestellen abgeführt wurde und daher in den spärlichen uns erhaltenen Angaben über die Goldaus¬ beute an Inn und Donau überhaupt nicht aufscheint, dürfte diese Ziffer eher als zu niedrig als zu hoch gegriffen sein. (Im erzbischöflichen Wardeinamte in Salz¬ burg wurden von 1600 bis 1796 von den Wäschereien an der Salzach und deren Nebenflüssen über 43 kg Flußgold eingelöst 27) Über die Technik der Flußgoldgewinnung um die Wende Mittelalter — Neu¬ zeit bietet uns Agricola, der berühmte Arzt, Naturforscher und Bergmann des 16. Jahrhunderts eine anschauliche Übersicht 31); die Verfahren, nach denen vom 17. Jahrhundert an im Alpenvorland gearbeitet wurde, sind uns in den zuvor erwähnten Berichten (Flurl, Geistbeck, Kümmerl, Ployer) mehrfach überliefert. Vor Aufnahme der eigentlichen Arbeit wurde der Flußsand einer besonderen Prüfung unterzogen. In einer kleinen, an einer brennenden Kerze angerußten Holzschaufel wurde eine Probe des Sandes unter fließendem Wasser durch Sto߬ bewegungen derart geschüttelt, daß die leichteren Mineralkörner allmählich weg¬ geschwemmt und dadurch die schwereren Bestandteile des Sandes mehr und mehr angereichert wurden. Zeigten sich nach vorsichtiger Entfernung des letzten Sand¬ restes auf der Rußschichte mindestens drei winzige Goldflitter, so versprach der Sand, die Mühe des Waschens zu lohnen. War die Stichprobe zufriedenstellend verlaufen, wurde am Ufer der Wasch¬ tisch oder Waschherd aufgerichtet. Ein Holzbrett von etwa 2 Meter Länge und einem halben Meter Breite, auf beiden Seiten von Randleisten eingefaßt, wurde auf zwei Holzböcken schräg aufgestellt; das Brett selbst war mit einem haarigen Wolltuch bedeckt (Abb. 2). Auf den beiden seitlichen Randleisten wurde quer 30) Der Ortsname Gollner bei Nohrbach (im 12. Jahrhundert Goldarn, siehe Schiffmann könnte sich allenfalls von einer Stätte alter Goldgewinnung herleiten. In der Gemeinde Nieder¬ kappel soll um 1635 eine Goldwäscherfamilie gelebt haben (J. Sigl: Mühlviertler Wein, Gold u. Perlen. Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels, 6. Bändchen S. 56) Ausgedehnte Spuren alter Goldwäschen sind knapp jenseits der bayerischen Grenze aus der Gegend von Duschelberg und Bischofsreuth, ferner von den Bächen Altwasser und Rottwasser nordwestlich des Dreisesselberges bekannt (Pošepný, Fußnote 15, S. 249; Müller, Fußnote 20; siehe ferner: Die nutzbaren Mineralien, Gesteine und Erden Bayerns. Bd 1 (München 1924) S. 98. Auch die Ilzsande galten einst als goldführend; 1383 sollen zu Passau aus Ilzgold Münzen geschlagen worden sein (Kümmerl, Fußnote 20). 34) Georgius Agricola: Vom Bergkwerck XII Bücher. Basel 1557. Das acht buch. 26

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