OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische ARI Des abilieu Jseimawlaate Jänner-März 1950 Jahrgang 4 Heft Hallstatt Geschichte der Ausgrabung und Erforschung des vorgeschichtlichen Gräberfeldes Von Karl Krenn (Wien) Oeitdem der Sinn der Menschen für die Schönheit der Bergwelt erwacht ist, pilgern Jahr für Jahr ungezählte Wanderer und Bergfreunde nach Hallstatt. Wenige von ihnen denken daran, daß sie hier auf ehrwürdigem Boden wandern, daß sie an einer von der Wucht verrauschter Jahrtausende überschatteten Stätte vorüberkommen, die schlicht und unscheinbar, unkenntlich irgendwo im baum¬ bestandenen, blocküberrollten, vom steilen Weg durchschnittenen Berggelände liegt, am berühmten Gräberfeld von Hallstatt. Der Österreicher, dem sein Reichtum stets bloß halb zum Bewußtsein zu kommen pflegt, neigt dazu, seine Schätze der Kultur und der Geschichte als Selbstverständlichkeiten anzusehen und aus ihnen kein großes Wesen zu machen. So ruht auch dieser geschichtsumwitterte Erden¬ fleck noch heute still und unbeachtet und kein geschäftstüchtiger Fremdenführer zwingt den vorbeistreifenden Fremden in den Bann der europäischen Bedeutung dieses Platzes, der der ganzen Kulturmenschheit so viele Erkenntnisse geschenkt hat. Fast so still wie diese Stätte lautlos redender Gräber vor uns liegt, ging auch ihre Erschließung vor sich. Im kleinen Kreis von Wissenden rollt seit einem Jahrhundert ein Drama der Wissenschaft ab, ohne allzu viel Lärm, voll von Irrungen, Fehlgriffen und menschlichen Unvollkommenheiten, aber auch voll von erhebendem Wissensdrang, selbstverleugnender Arbeit und Mühe und voll von einem für die damalige Zeit uns manchmal ganz unerhört anmutenden Weit¬ blick und wissenschaftlicher Größe —die Geschichte der Erforschung des Hallstätter Gräberfeldes. In Hallstatt bietet sich mehr als ein Schauplatz urzeitlichen Wesens und Lebens der Erforschung dar: in erster Linie das Gräberfeld selbst, im Hochtal des Salzberges in unmittelbarer Nähe des Rudolfsturmes, in zweiter Linie der Hallberg, der nach dem Markte Hallstatt steil abfallende, bewaldete Abhang, über den der Hallbach sich in wilden Sätzen herabstürzt und der nach den bisherigen Schürfergebnissen ebenfalls zahlreiche Gräber gleicher Epoche verspricht und als Ableger des Gräberfeldes beim Rudolfsturm zu werten ist,

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