OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Freh: Oberösterreichs Flußgold Oberösterreichs Flußgold Von Wilhelm Freh (Linz) Das Element Gold ist am Aufbau der Erde durchschnittlich mit 0.0002% (2 g je Tonne Erdmasse) beteiligt. Infolge seiner stofflichen Eigenschaften hat es nur zum kleinen Teil in die Gesteinshülle der Erde Eingang gefunden; die Haupt¬ menge ist im Erdinnern angereichert 1). Immerhin sind meßbare Mengen von Gold in den Gesteinen der Erdkruste in äußerst feiner Verteilung weltweit ver¬ breitet, wobei der Goldgehalt dieser Gesteine manchmal wesentlich ansteigt, in ver¬ einzelten Fällen sich sogar der Bauwürdigkeitsgrenze von Goldlagerstätten nähert?). In bestimmten quarzigen und kiesigen Erzgängen ist Gold örtlich stark angereichert: Erstlagerstätten des Goldes: z. B. das Berggold der Tauern, der Karpathen. Im Verlauf der stetigen Abtragung der Gebirge wandert das Gold mit dem Gesteinsschutt in die Ablagerungen der Flüsse, wobei es teils durch mechanische, teils durch chemische Vorgänge freigelegt und stellenweise besonders angereichert wird: Zweitlagerstätten oder Seifen des Goldes; das Schwemmland der Urgebirgs¬ flüsse ist fast durchwegs mehr oder minder goldhältig. Die Goldführung der Ablagerungen der Donau und einiger ihrer Neben¬ flüsse ist seit alten Zeiten bekannt. Wenngleich unmittelbare Beweise für eine vor¬ römische oder römische Goldgewinnung im Bereich der Nordalpen und des Alpen¬ vorlandes fehlen (die von Strabo im Gebiet der norischen Taurisker erwähnten Goldfunde 3) lagen vermutlich in den Tauern), so rechtfertigt doch der Umstand, daß in vielen keltisch besiedelten Teilen Mittel- und Westeuropas eine umfang¬ reiche Flußgoldgewinnung bestand 4), die Annahme, daß auch im keltischen Sied¬ lungsgebiet an der Donau und deren Zubringern das Flußgold bereits in so früher Zeit ausgebeutet wurde. *) G. Berg und F. Friedensburg: Das Gold. Stuttgart 1940. 2) N. Goloubinow: Existence, exploibilité et prospection des roches aurifères, referiert von H. Schneiderhöhn im Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Stuttgart 1943, II S. 94. 3) Strabonis Rerum Geographicarum Libri XVII Lib. IV Cap. VI. *) Strabo erwähnt in Lib. IV Cap. VI und Lib. V Cap. I mehrfach Goldwäschen in den Alpen, darunter auch bei Noreja. Ähnlich äußert sich Athenäus nach Berichten von Posidonios: Dipnosophistae Lib. VI (zit. nach A. v. Muchar, Steyermärkische Zeitschrift III. Heft, Grätz 1821, S. 16). Kyrle nimmt eine latènezeitliche Flußgoldgewinnung im oberen Quellgebiet der Drau, Mur und Salzach als gesichert an: G. Kyrle, Die Gold-, Silber-, Blei- und Kupfer¬ gewinnung in urgeschichtlicher Zeit der österreichischen Alpen; Blätter für Geschichte der Technik, 1. Heft (Wien 1932) S. 63—72; dort weitere Literaturhinweise. Über die keltische Gold¬ gewinnung in den Westalpen und in Gallien berichtet eingehend B. Neumann: Die Goldwäscherei am Rhein; Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate Bd 51 (1903) S. 377 —420.

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