OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter kurze, aber übersichtliche Orientierung leistet auch das Büchlein von Ad. Mahr: Das vorgeschichtliche Hallstatt, zugleich Führer durch die Hallstatt-Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien, Wien, 1925, samt seinem bibliographischen Anhang vorzügliche Dienste. Wenn wir noch kurz die Frage anschneiden, warum ein so bedeutsamer Fund¬ bestand, der einem vorgeschichtlichen Zeitalter den Namen geliehen hat, bisher noch keine genügende Bearbeitung fand, so müssen wir nach unserer Meinung die Gründe in verschiedenen Umständen suchen. Zweifellos haben die vielfach un¬ klaren Fundumstände, die Vermischung der Grabinhalte, die Ungenauigkeiten und die Unstimmigkeiten zwischen Ramsauers Protokollen und deren Abschriften und dié Tatsache schwerwiegender Verluste an Fundstoff noch jeden Fachmann schließlick abgeschreckt oder nicht zu Ende kommen lassen. Eine weitgehende Auswertung nur auf Grund des Hallstätter Fundbestandes zu geben, erscheint wegen der vor¬ erwähnten Umstände zu gewagt und die übrigen großen, zeitlich und kulturell ein¬ schlägigen Gräberfelder sind gar nicht oder zu wenig publiziert und ausgewertet. Trotz der Selbständigkeit jedes der hallstattzeitlichen Gräberfelder hängt eines mit dem andern zusammen und eines muß mit dem andern zusammen verarbeitet werden. Es wäre hier der Fall einer Gemeinschaftsarbeit mehrerer Fachleute ge¬ geben. Vorerst wäre aber schon ein gewaltiger Fortschritt und ein guter Anfang dadurch gemacht, wenn eine reine, aber erschöpfende Veröffentlichung des Hall¬ stätter Fundbestandes, jedoch mit Erwähnung aller Abweichungen in der Über¬ lieferung, samt der dazu gehörigen Quellenkritik der Öffentlichkeit vorgelegt würde. Die zahlreichen Zweifel aber kann nur eine Reihe von zuverlässigen Zusammen¬ funden aus sorgfältigen Grabungen und deren Veröffentlichungen lösen, wozu uns berechtigte Hoffnungen aus den jüngsten Arbeiten erwachsen. Dies würde eine Befreiung aus dem wirren Fragengebiet des Gräberfeldes bedeuten. Unendlich viel verdanken wir in Hallstatt dem Pioniergeist unserer Vorfahren. Das von ihnen gehobene Vermächtnis der berühmtesten Kulturzeugen europäischer Urgeschichte legt uns die Verpflichtung auf, sie nicht nur sorgsam zu pflegen und zu erhalten, sondern auch in einer ihres Nanges würdigen Aufstel¬ lung der Welt darzubieten. In dieser Hinsicht muß noch vieles ge¬ schehen. Es ist aber zu hoffen, daß das neue Österreich seinem Juwel, das es in den Hallstätter Funden besitzt, in besseren Zeiten endlich die würdige Fassung in Gestalt einer weiträumigeren geschlossenen Aufstellung geben und dadurch auch auf diesem Gebiet seiner großen Kulturmission gerecht werden wird. id nagaudo 16

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