OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 1

Schrifttum geschichtlichen Teil eröffnet O. Jungmair mit einer Arbeit „Aus der geistigen Bewegung der Romantik in Linz und Oberösterreich"; der Verfasser führt uns in die Zeit des Vormärz, wo Anton Ritter von Spaun den Mittelpunkt des geistigen Lebens von Linz bildete, mit dessen Trägern um den ständischen Syndikus herum uns Jungmair eindrucksam bekanntmacht. Derselben Zeit gehört die Schilderung eines Sommers in Gastein an, die E. Straßmayr in der „Gasteiner Reise des Linzer Oberstadtkämmerers Karl Edlen von Pflügl“ gibt. O. Kastner bietet eine Lebensdarstellung des bekannten, in Urfahr gebürtigen Malers Johann Baptist Reiter, während J. Schmidt unter dem Titel „Künstlerleben“ die Viographien zweier weniger be¬ kannter, aber durch ihre Lebensumstände sehr interessanter Persönlichkeiten, nämlich Franz Stirn brands und Martin Kestlers bringt. G. Salomon legt in seiner Untersuchung „Der ober¬ österreichische Mappenarchivar Alois Joh. B. Souvaux“ Abstammung und Familienverhältnisse dieser um die oberösterreichische Kartographie hochverdienten Persönlichkeit dar. Einen Beitrag zur Geschichte des Linzer Theaters bringt F. Pfeffer mit der Arbeit „Emanuel Schikaneder in Linz“. Gleich bedeutungsvoll für die lokale Gewerbegeschichte wie für die Rechtsgeschichte sind die Abhandlungen „Die Linzer Schiffsmeisterzunft" von E. Neweklowsky und „Das Hand¬ werk der Linzer Leinenweber im 16. Jahrhundert und seine Stellung im Landesverband“ von A. Marks. Die Studie „Der Prokuratorenstand zu Linz im 16. Jahrhundert“ von O. Wutzel setzt das Prozeßwesen des 16. Jahrhunderts in Oberösterreich und die Entstehung des Standes wie der Aufgaben der Rechtsvertreter in helles Licht. G. Grüll kann in seinem Beitrag „Supralibros auf Handschriften des Stadtarchives Linz“ durch die Art dieser Verzierung von Handschriften deren Zugehörigkeit zu dem sonst verlorenen Archiv des Städtestandes erweisen. F. Stroh beschreibt in dem Aufsatz „Der Steckkalender eines Linzer Ratsbürgers von 1594 eine im o. ö. Landesmuseum verwahrte Steinätzung, die dem als mehrfachem Hausbesitzer bekannten Lienhart Wasserbeckh gehörte. Mit vorbildlicher Methodik der Quellenverwertung be¬ handelt A. Hoffmann in der Arbeit „Die Vermögenslage und die soziale Schichtung der Linzer Bürgerschaft“ auf Grund der ältesten erhaltenen Linzer Steuerregister von 1480, 1504 und 1505 die im Titel angeführten Probleme der Stadtgeschichte, wobei er zu vielen Einzel¬ ergebnissen kommt, so zur verhältnismäßigen Wohlhabenheit der Stadt um 1500. Den schwierigen Aufgaben, die das einzigartige Baudenkmal der Martinskirche der Archäologie stellt, sind im Jahrbuch drei Abhandlungen gewidmet: „Linz im 8. Jahrhundert“ von F. Juraschek, „Ein bairisches Gräberfeld in Linz- Zizlau" von M. Ladenbauer-Orel und „Neues zum römischen und frühgeschichtlichen Linz“ von W. Jenny. Mit A. Fischer-Colbrie kommt in Dichter zum Wort, der uns in dem Prosastück „Heimkehr in die Altstadt“ die stillen Reize der alten Gassen und Häuser sowie die stimmungsvollen Schönheiten der verborgenen Höfe mit¬ empfinden läßt. In mühevoller Arbeit hat F. Brosch aus den Katastern das Flurnamen¬ material gesammelt und die damit benannten Grundstücke festgestellt. Eines der Ergebnisse dieser Forschungen hat er nun in seiner Arbeit „Flurnamen sprechen“ vorgelegt und mit dieser Schil¬ derung der Landschaft um Linz, wie sie einst war und aus den Flurnamen sich erkennen läßt, die historische Landschaftskunde in besonderer Weise bereichert. Den Beschluß macht H. Com¬ menda mit der Abhandlung „Das Spielgut der Linzer Kinder“; er ordnet das Spielen, Singen und Tanzen, wie es die Stadtkinder des Linzer Bodens pflegen, in die großen Zu¬ sammenhänge des sozialen Lebens unserer Tage ein. Alle diese Forschungen über die Stadt Linz stehen hoch über dem Durchschnitt und greifen weit über den lokalgeschichtlichen Rahmen hinaus. Vielleicht regt diese so wohl gelungene Ver¬ öffentlichung der Stadt Linz andere Städte des Landes zu gleichem Tun an, die vor Linz den Vorzug haben, reiche und wohlerhaltene Archive (Freistadt, Steyr und Wels) zu besitzen. Erich Trinks

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2