Oberösterreichische Heimatblätter identifiziert wird 5). Ginhart stellt die interessante Hypothese einer Zwischenphase auf, nämlich gesonderte Einziehung der aus Bruchsteinmauerwerk bestehenden Abschlußwände in karolingischer und deren Ergänzung und Gliederung durch die Nischenpfeiler in romanischer Zeit. Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang nicht unwichtig, darauf hinzuweisen, daß die Gliederung der Längs¬ wände durch die jetzige Art der Restaurierung, das baugeschichtlich sehr instruktive Absetzen der verputzten Arkadenbogen von den unverputzten Nischenvorderwänden heute betont im Sinne der übergreifenden Form wirkt, einer Form also, die an sich — ob bewußt oder unbewußt — den Gedanken an späte Datierung nahelegt. Es ist durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß die originale Wandbehandlung, die wir leider nicht kennen, die Nischengliederung als Dominante erscheinen ließ. Die Gruppierung der Nischen selbst enthält ein weiteres Argument für ihre Datierung in vorromanische Zeit. Die Anordnung der Nischen ist nicht etwa auf rhythmisches Erleben und Durchschreiten des langgestreckten Raumes abgestimmt, sondern verankert diesen deutlich im Mitteljoch, das als einziges das volle Quadrat des Grundrisses und die symmetrische Dreinischengruppe aufweist, während das Westjoch durch Asymmetrie der Nischen sowie durch die Eingangsöffnung(en) gewissermaßen als Vorjoch, das Ostjoch durch seinen sichtlich breitrechteckigen Grundriß und durch die Rundnischen als Chor charakterisiert und dem mittleren Hauptjoch zu¬ geordnet wird. Widerspricht diese zentralistische Raumgliederung des notabene bereits durch gleich¬ weite Vogen gegliederten Längsbaues nicht dem konsequenten Baudenken der Romanik? Wie immer man diesem Problem gegenüberstehen mag, jedenfalls ist es erfreulich, daß nun mit einer über den Rahmen vorliegender Publikation hinausgehenden Heranziehung von Vergleichsbeispielen, die ja ohne die Spezialliteratur einer geeigneten Fachbibliothek kaum durchführbar ist, begonnen wurde. Umgekehrt werden in der Materialpublikation über die Martinskirche in den hervorragen¬ den Aufnahmen und Bauzeichnungen Unterlagen geboten, die technisch wie methodisch den An¬ sprüchen wissenschaftlicher Arbeit in idealer Weise gerecht werden. Den letzten Abschnitt des Textteiles bilden die soliden Beiträge von Schadler und Kieslinger über die Gesteinsunter¬ suchungen, von Jenny über vor- und nachrömische Kleinfunde und von J. M. Ritz über das interessanteste Wandgemälde der Martinskirche, das Volto-Santo-Bild und seine ikonographische Erika Kirchner-Doberer Jahrbuch der Stadt Linz 1949. Herausgegeben von der Stadt Linz — Städtische Samm¬ lungen. Linz 1950. 366 S. 32 Bildtafeln. Die Stadt Linz hat schon 1935, 1936 und 1937 ein Jahrbuch herausgegeben, das vorwiegend Aufsätze zur Stadtgeschichte brachte. Während des Krieges erschienen dann die Bände „Erbe und Sendung“, die das Jahrbuch mit Beiträgen zur engeren Heimatkunde fortsetzten. Der Niederbruch des dritten Reiches und die Mühsale der ersten Jahre des Wiederaufbaues ver¬ hinderten zunächst die Weiterführung solcher Veröffentlichungen. Erst im letzten Jahre ist es den Bemühungen des Kulturamtsleiters Dr. H. Kreczi möglich gewesen, die Bevölkerung von Linz mit der Ausgabe eines Jahrbuches für das Jahr 1949 zu überraschen. Der Inhalt des Buches gliedert sich in einen offiziellen, einen aktuellen und einen geschicht¬ lichen Teil, wobei sehr nachdrücklich der streng wissenschaftliche Charakter jedes Teiles und des gesamten Werkes betont werden muß. Den offiziellen Teil bildet der Bericht des Städtischen Kulturamtes über seine Tätigkeit im Jahre 1949, die sich in 9 Sparten abspielt und einen Über¬ blick über die vielseitigen Aufgaben des Amtes, das reiche Kulturleben der Stadt und die ihm dienenden Einrichtungen gibt. Der aktuelle Teil umfaßt drei Arbeiten, die sich mit dem Aufbau und dem Schmuck der Stadt beschäftigen und augenblicklich interessierende Dinge betreffen: „Der Brunnen vor der Arbeiterkammer“ von H. Lange, „Der Linzer Personenbahnhof“ von F. Schättinger und „Die bauliche Entwicklung der Stadt Linz im 20. Jahrhundert“ von O. Constantini, der etwas ganz Neues bietet, nämlich eine auf dem Aktenmaterial des Archives des Stadtbauamtes aufgerichtete Baugeschichte für das letzte halbe Jahrhundert. Den 5) Vergl. auch Juraschek, Das Werkmaß der karolingischen Martinskirche in Linz. O.-H. Heimatblätter, Ig III 1949, S. 155 ff.
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