Oberösterreichische Heimatblätter dauernden Niederlassung auf seinem schon zehn Jahre vorher erworbenen, nur als Sommersitz gedachten kleinen Landgut „Pernlehen“ in der Pfarre Heiligenkreuz bei Kirchdorf-Micheldorf, wo die Winter auf der Schatten¬ seite des Tales lang sind und die Kinder auf dem Schulwege im Schnee fast versanken. Einen Ausweg aus den Schwierigkeiten, die mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges anwuchsen, bot der zeitweilige Aufenthalt der ganzen Familie bei Verwandten auf Schloß Kirchenbirk bei Falkenau in der Tschecho¬ slowakei. Dort, im Hause der mit Baron Brand-Kopal vermählten Schwester seiner Frau fühlte sich Hammerstein besonders wohl; in ungestörter Ruhe ent¬ standen die Memoiren und umfangreiche (leider verloren gegangene) weltanschau¬ liche Abhandlungen neben dem leisen Fortströmen der Dichtung. 1943 erging auch an ihn die Einberufung zum Kriegseinsatz; er konnte diesen in der Bauabteilung des Landratsamtes in Kirchdorf mühelos abdienen und wurde schon anfangs 1944 nach einer Erkrankung ganz davon befreit. Plötzlich aber fällt der Schicksalsstein in die ohnehin schon sinkende Waagschale seines Daseins: am 12. Juli 1944 wird Hammerstein wegen eines fernen, undurchschaubaren Zusammenhangs mit dem mißglückten Attentat auf Hitler von der Gestapo ver¬ haftet, bleibt zunächst zur Verfügung derselben in der Polizeidirektion Linz, wird dann in ein sogenanntes Straferziehungslager bei Wegscheid überstellt und kommt kurz darauf in das Konzentrationslager Mauthausen, wo ihm bald das Todesurteil gesprochen wird. Die besonderen Umstände des nahe bevorstehenden Kriegsendes, nicht zuletzt die rührende Verbergungslist ähnlich gefährdeter Mit¬ häftlinge verzögern und vereiteln aber schließlich die Vollstreckung eines furcht¬ baren Befehles und drei Wochen nach dem Einmarsch der Alliierten kehrt auch Hammerstein, scheinbar gerettet, zu seiner Familie zurück. Seine von Natur aus kräftige Konstitution ist jedoch zu sehr erschüttert, um sich nochmals erholen zu können. Schwere Krankheit wirst ihn nieder, verzweifelte Stimmungen bedrängen ihn, bis er sich zum Letzten durchringt. Am 9. August 1947 beendet der Tod ein qualvolles Leiden und einen bitteren Kampf. Hammerstein, ein „letzter Ritter“, aber auch ein „letzter Dichter“ seiner Art, liegt auf dem Friedhofe in Kirchdorf an der Krems neben seinem alten Freunde, dem Pfarrer Conrad Haydvogl, begraben. Viele erinnern sich noch der hohen kräftigen Gestalt des Landedelmannes neben der ebenso hochgewachsenen des klugen Zisterziensers. Ihre innere Verbundenheit hat symbolischen Charakter. „Naturhaft, wir selbst und fromm wollen wir sein!“ Mit diesen Worten hat Hammerstein der Innviertler Künstlergilde das Motto gegeben. Was er dichtet, ist — nach seinem eigenen Bekenntnis — Natur. Er liebt, er vergöttert sie. Alle Möglichkeiten, sie zu schauen, sind in seinem Werke ausgeschöpft. Er schildert sie in romantischer Verträumtheit wie in wacher Nealistik, verklärt und nüchtern, im treibenden Wolkenschleier des Mythos wie in der exaktesten Bestands¬ aufnahme. Sie drängt schon aus der Eichendorff'schen Märchenlandschaft der „Blauen Blume“ trotz Elfentanz und Waldeszauber zu erlebter, höherer 292
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