OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberöstereichische Heimatblätter Die Wiener Fernstraße Durchschreiten wir den Marktflecken, so führt heute die Straße am Ende des Ortes ansteigend im Bogen gegen den Friedhof. Es ist dies eine jüngere Anlage, die Kaiser Napoleon 1809 errichten ließ. Die alte Straße führt am Ende des Marktes in einem tiefen Hohlweg nach links gegen den Bauernhof Kremsmayr. Hier im Hohlweg sehen wir auch die über dem Gasthof Passian nach St. Florian ziehende Straße als Hohlweg einmünden. Rund 100 Meter weiter gegen das Bauernhaus Kremsmayr bog früher „die alte Landstraße“ gegen den Schiltenberg ab. Sie wird in der Grenzbeschreibung des Franzisceischen Katasters so genannt und fand jenseits der heutigen Bundesstraße in der über den Schiltenberg ziehenden „Alten Reichsstraße“ ihre Fortsetzung. An der Abzweigungsstelle der „Alten Landstraße“, die nach rechts führte, befindet sich linker Hand die Zufahrt zum Schloß Ebelsberg. Das Schloß selbst weist in der Einfahrt ein Mauerwerk aus Buckelquadern auf, die einem römischen Bauwerk angehört haben mochten. Im Hofe selbst sehen wir einen römischen Bildstein in liegender Stellung eingemauert. Zwei tiefe Gräben liegen östlich des Schlosses und führen zur Traun. Vielleicht zog der eine früher als Zufahrt zu einer Fähre zum Fluß, während der andere der alte Schloßgraben ist. Betrachten wir zunächst die über den Schiltenberg führende „Alte Reichsstraße“. Hier stand rechter Hand eine den 14 Nothelfern geweihte Kapelle; heute steht hier linker Hand eine Kapelle, die der heiligen Anna geweiht ist (eine Vierzehn-Nothelfer-Kapelle steht auch in Talheim bei Wels, wo die alte Kirchdorfer Straße auf den Reinberg führte). Über den Berg selbst führten mehrere Straßentrassen, seinen Namen hat er wohl seiner Steilheit wegen er¬ halten (Schiltenberg = schilt den Berg, vergleiche hiezu die Straßenbezeichnung Tötenhengst = töte den Hengst in Kremsmünster). Nicht immer ging die Straße in der gleichen Trassenführung über den Berg. Die älteste Linie zog über die steilste Höhe, den Reindlberg, hinauf zum Bergrücken, um von dort durch einen Hohlweg, den Diebsgraben, die Pichlinger Ebene zu gewinnen 2). In den zwischen der Bundesstraße und dem Schiltenberg gelegenen Ackerflächen soll südlich der jetzigen Schiltenbergstraße der alte Straßenverlauf bei günstigem Wetter als Hitzeriegel zu sehen sein. Auch nördlich der jetzigen Trasse sehen wir an der abfallenden Strecke nach Pichling eine ältere Straßenfurche, halbwegs parallel mit der heutigen Straße, zu Tale führen. Es ist also auch hier ein Straßenbündel festzustellen, wie wir solche bei mittelalterlichen Straßen häufig finden; unfahrbare Straßen wurden meist nicht verbessert, sondern die Fuhrleute suchten im Gelände neue, bessere Fahrten auf. Die älteste Trassenführung wurde schon vor 1600 verlassen und die Straße etwas weiter herabgeschoben. Aufzeichnungen im Florianer Archiv melden uns dies. Die römische Straße, die von Lorch nach Wels, bzw. nach Linz lief, führte meiner Meinung nach nicht über den Schiltenberg. Die ganze Trassen¬ 2) M. Rupertsberger, Ebelsberg Einst und Jetzt (Linz 1912), S. 83. 348

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