Oberösterreichische Heimatblätter verfestigt sind. Sie münden in zwei große Knochenkufen, die also unmittelbar, ohne das Zwischenstück eines Fußbrettes, mit dem Sitzbrett verbunden sind. Das vollkommenste bisher bekannt gewordene Belegstück dieser Gruppe stellt nun der Schlitten von Holzöster im Nieder Museum dar. Durch die Verwendung von zwei Schiebestöcken ist die Anbringung des halbkreisförmigen Ausschnittes nach dem Muster des Starnbergersee-Schlittens überflüssig, die Sitzfläche wird dadurch zu einem formschönen, der Körpergestalt leicht angepaßten Rechteck und verleiht damit dem Fahrzeug jene Form, die O. Herman in seiner Abhandlung: „Knochen¬ schlittschuhe, Knochenkufen, Knochenkeitel“ (1902) als „idealen Sitzschlitten mit Kufenknochen“ festgelegt und gesucht, aber in keinem Belegstück nachzuweisen vermocht hat, denn auch die, übrigens in prächtiger Kerbschnitzerei verzierten Hockschlitten aus dem Schweizer Münster- und Unterengadintal bleiben gegen über der besseren Gebrauchsform des Rieder Schlittens bedeutend zurück. Die Befestigung der Knochen — es handelt sich stets um einen Metacarpus (Mittelhand-) oder Metatarsus (Mittelfußknochen) von Pferd oder Nind, bei dem Obertrumer Belegstück um einen Knochen der Pinzgauer Rasse — geschieht bei den Schlitten mit Fußbrettern durch paarige Durchbohrung der beiden, manchmal behauenen Knochenenden mit kleinen Löchern, in denen die Befestigungsnägel mit den Köpfen versenkt werden. Es kommt vor, daß, wie beim Obertrumer Stück, die verwendeten Knochen nicht völlig gerade sind und daher auch nicht plan aufliegen. Sie zeigen dann nicht ihrer ganzen Länge nach, sondern nur an den unmittelbaren Gleitflächen die blankgescheuerten Stellen. Bei den eigentlichen Kufenschlitten geschieht die Befestigung der Gleitknochen unmittelbar an den Ständern, wozu an der rauhen Seite des Knochens je ein großes, meist jedoch nicht durchdringendes Loch von ungefähr 20 mm Durchmesser gebohrt wird Manchmal gehen diese Löcher auch durch, jedoch sichtlich nur als Folge von starker Abnützung. Als Name für den Schlitten ist im österreichisch-bayrischen Gebiet „Boanl¬ Beinschlitten“, in Norddeutschland „Pickschlitten“ gebräuchlich. Für die Schiebe¬ stäbe, die sich in gleicher Form auch bei den Knochenschlittschuh-Garnituren vor¬ geschichtlicher wie gegenwärtiger Form finden, kennen wir die schon genannte Bezeichnung „Steften“ (Holzöster-Obertrumersee), „Stachelstecken“ (Starnberger¬ see), „Picke“, „Pickstelzen“, bzw. „Schiebestelzen“ (Mittel- und Norddeutschland) Wie schon angedeutet, verwendet man manchmal nur einen Stab (wodurch dann eine besondere Schlittenform wie die am Starnbergersee notwendig wird), in der Regel aber deren zwei. Die Fahrt vollzieht sich dann so, daß der Fahrer des Schlittens die Stäbe mit regelmäßigen kräftigen Stößen nach rückwärts auf das Eis aufsetzt und den Schlitten dadurch allmählich in solche Geschwindigkeit bringt, daß er bei gerader Fahrt eine Strecke von einer Gehstunde in elf bis dreizehn Minuten bewältigt. Richtungsänderungen werden durch einseitiges Aufstoßen des rechten oder linken Stabes bewirkt. Natürlich ist außer einer spiegelglatten Eis¬ fläche auch die genaue Kenntnis des Sees Voraussetzung für gefahrlose Fahrten. 340
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