OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Bausteine zur Heimatkunde die damalige Leitung des Salzburger Museums: „Aus meiner Jugend, eigentlich Kindheit, weiß ich mich zu erinnern, daß zwei Arten von Beinschlitten existieren, welche mit einem Trittbrett und darunter angebrachten Tierknochen (Rinder- oder Pferdefußknochen) oder solche mit einem sog. „Hockerl“, auf das man sich setzte. Entweder stand man auf dem Trittbrett oder man setzte sich auf das Hockerl, während man mit beiden Stangen, die am unteren Ende mit Steften versehen waren, sich fortbewegte.“ Wir haben es also zunächst mit einem einfachen Brett zu tun, unter dem als Gleitkufen. Knochen befestigt sind und auf dem stehend gefahren wird. Das Gerät gleicht darin vollkommen dem von N. Virchow be¬ zeugten „Pickschlitten“ (genannt nach den als Picken bezeichneten Schiebestäben) aus Pommern und stellt damit eine Übergangsform von den bekannten, einst weit verbreiteten Knochenschlittschuhen zu den Knochenschlitten dar. Diesem einfachsten Knochenschlitten steht in der Mitteilung Dr. Wallmanns die entwickeltere Form des „Hockers“, bzw. Reitschlittens gegenüber, die bereits einen Sitz aufweist, der auf dem mit Gleitknochen versehenen Tritt-(Fuß-)Brett aufgebaut ist. Belegstücke für diese Form wurden außer den Hinweisen K. Adrians bereits mehrmals ver öffentlicht, so von E. Friedel aus dem ehemaligen Berliner „Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes“ ein Schlitten aus Mattsee einen ähnlichen besitzt das Volkskundemuseum in Wien —) und von H. L. Jeitteles und F. v. Luschan ein solcher aus dem Bereich des Ober¬ trumer-Sees. Einen gleichen verwahrt das Münchener Technische Museum aus Niederpöckling am Starnbergersee. Meist handelt es sich dabei um ein Fu߬ brett, oft in der Umrißform eines großen Bügeleisens, dem auf der Unterseite entweder zwei (Schlitten von Mattsee) oder drei (Obertrumer See) Knochen als Gleitkufen aufgenagelt sind. Auf diesem Grundbrett ruht, auf drei Beinen, der Reitsitz, der entweder eine Art T-Form aufweist (Mattsee), wobei die Sitzfläche durch ein schmales Querbrett gebildet wird, aus dessen Mitte sich ein ebenso schmales Längsbrett fortsetzt, oder ein schmales Oval bildet (Obertrum), an dem zum bequemeren Sitzen beiderseits flache Ausnehmungen angebracht sind. Von gleicher Bauart scheint auch der 1876 von F. v. Luschan beschriebene Schlitten von Olmütz (genannt Palakrlatan) zu sein, der „statt auf eisenbeschlagenen Leisten auf einem Brett steht, dem Röhrenknochen von Pferden oder Rindern aufge nagelt sind". Diesem mit einem Fußbrett konstruierten Reitschlitten steht als dritte Art der eigentliche Kufenschlitten gegenüber, wie ihn F. v. Luschan mit einem Stück aus dem Starnbergersee-Gebiet und einem nahezu gleichen aus Bjelina (Bosnien) belegt hat. Dieser Schlitten besteht, im Gegensatz zu der vorerst geschilderten Art aus diesem Gebiet, aus einem breiten, rechteckigen Sitzbrett, das vorne, zwischen den Beinen des Fahrers, halbkreisförmig ausgeschnitten ist. Es ermöglicht da¬ durch ein regelmäßiges Fortbewegen des Fahrzeugs bei Verwendung von nur einem Schiebestock, der zwischen den Füßen des Fahrers auf das Eis gesetzt wird. Das Brett ruht auf vier Ständern, die untereinander durch eine Verstrebung 220 339

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