OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Kneidinger: Über vorgeschichtliche Spinnerei und Weberei von Willvonseder abgebildet 23); ein anderes mit unbestimmtem Fundort im Landesmuseum in Linz unter Nr. A 455; ein drittes im Oktober 1938 in einer Schürfgrube der Reichsautobahn im Gebiet von Littring, Gemeinde Eberstallzell, Bezirk Wels, ausgegraben, Landesmuseum Nr. A 4494), liegen Funde von Ton¬ kegeln in größerer Anzahl vor. Sie stammen aus den Pfahlbauten der Station See im Mondsee 24), aus dem frühbronzezeitlichen Siedlungsplatz der Ziegelei Reiset¬ bauer in Waldegg (etwa 6 Stück), vom Froschberg bei Linz (etwa 12 Stück) und aus den schon genannten Wohngruben bei Mauthausen (20 Stück) (Abb. 4). An dieser letzten Fundstelle wurden schon vor der Aufdeckung der Wohngruben einige Tonkegel (ganz oder als Bruchstücke) geborgen. Eine größere Anzahl aber, nämlich zwanzig Stück, fand sich in der abseits gelegenen Wohngrube, in der auch der Spinnwirtel gefunden wurde. Außer diesen Funden enthielt die Grube noch eine Bronzenadel mit linsenförmigem Kopf und verzierte hallstättische Tonscherben, die wohl durch Einschwemmung in die Grube gelangt sein dürften. Die Tonkegel waren am Boden nebeneinander aufgestellt, sie befanden sich also vermutlich in ursprünglicher Lage, was auch Mahr annimmt. Leider wurden genauere Be¬ obachtungen nicht gemacht und damit auch nicht darauf geachtet, ob sich etwo Pfostenlöcher in der Erde feststellen ließen, die auf den hölzernen Nahmen eines Webstuhles deuten würden. Trotzdem können wir aus der Zahl und Anordnung der Tonkegel auf einen vertikalen Webstuhl schließen, bei dem die Tonkegel die Webstuhlgewichte waren, mit denen man die Kettenfäden spannte. Und wenn die öfter ausgesprochene Vermutung richtig ist, daß schwere Webstuhlgewichte zum Spinnen von Flachsfäden, leichtere aber bei Wollfäden benützt wurden, so müßte man für die Wohngrube von Mauthausen Leinwandweberei annehmen, da die gefundenen Webstuhlgewichte durchwegs über ein Kilo schwer sind. Die Funde der Webstuhlgewichte und des Spinnwirtels in der Grube von Mauthausen lassen deutlich eine Analogie mit der Darstellung auf der Öden¬ burger Urne erkennen. Hier ist eine Frau an einem vertikalen Webstuhl, dessen Kettenfäden durch Gewichte gespannt werden, abgebildet und hinter ihr sehen wir eine zweite Frau, die die Handspindel betätigt. Mit Recht sieht Stokar in dieser Abbildung die erste Darstellung eines winterlichen Spinnstubenbetriebes. Und da wir nun in der Grube von Mauthausen mit den Webstuhlgewichten zugleich einen Spinnwirtel gefunden haben, so dürfen wir wohl auch hier eine urzeitliche Spinn¬ und Webestube, die älteste, die wir bisher in unserem Lande feststellen konnten, annehmen. Aus diesen Ausführungen ersehen wir, daß die Spinnerei und Weberei, die im Mühlviertel bis in die jüngste Zeit eine wichtige Nolle spielte, auf eine uralte Tradition zurückblickt. Sie reicht, wie aus den Funden hervorgeht, höchstwahr¬ scheinlich bis in die jüngere Steinzeit, d. i. bis ins dritte Jahrtausend vor Christi Geburt zurück. 23) Oberösterreich in der Urzeit, Abb. 18, 2. 24) Franz und Weninger, Tafel XXIV, 1—3. 337

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