OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter schöpft und er wollte noch einmal sein Glück am Kaiserhof in Linz versuchen. Daß die Miniaturen des Greiner Stadtbuches in nächster Nähe, in Linz, oder wahr¬ scheinlicher noch in Grein selbst entstanden sind, ergibt sich aus dem Gegenstand selbst. Denn wenn man die Handschrift selbst auch an einen anderen Ort hätte bringen können, um sie ausmalen zu lassen, die vielfältigen Einzelheiten der Wappen hätten das nicht erlaubt. Den besten Beweis liefert die Ausführung des Greiner Wappens im Marktbuche, wenn man es mit dem Wappenprivileg Herzog Sigmunds vergleicht. Außerdem ist die Handschrift in Oberösterreich nicht ganz vereinzelt, sondern es ist auf eine Inkunabel des Stiftes Schlierbach hin¬ zuweisen, in der eine kleine, unscheinbare Initiale seiner Hand zu finden ist. Die Herkunft aus der Bibliothek des Jobst Hartmann von Enenkel dürfte für ober¬ österreichische Entstehung sprechen. Das Greiner Marktbuch hat also nicht nur als grundlegende heimatgeschicht¬ liche Quelle und nicht nur als wertvolle Miniaturen-Handschrift besondere Bedeutung, sondern es gibt uns auch den Anlaß, den Lebenslauf eines Wander¬ künstlers aufzurollen, der für die Zeit des Spätmittelalters überaus kennzeichnend ist. Schreier war vermutlich nirgends Bürger, dazu war seine soziale Stellung zu unbedeutend, aber er dürfte irgendwie zum Hofgesinde gezählt haben, da seine Auftraggeber den höchsten Schichten angehörten. Seine Wanderungen scheinen immer irgendwie von den politischen Verhältnissen diktiert, sein Werk ist aus schließlich von seinen Mäzenen bestimmt. Eine künstlerische Entwicklung haben wir an ihm nicht beobachten können. Ob Ulrich Schreier sein Leben in Oberösterreich, etwa am Linzer Hof, beendet hat, wissen wir nicht. Aber hier verliert sich, nach fast vierzigjähriger Tätigkeit, seine Spur im Dunkel. 330

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